Seite - 165 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.3. 1809 165
„Zufolge desgleichen Befehl – zog am 14ten May eine wohl organisierte Compagnie Land-
stürmer 123 Mann stark nach Tulfes – Platten – und Volderer Brücke aus. Nachdem G.
Buol ermeldte Stellung verließ, zog 2/3 Theil dieser Compagnie den 17ten mai abends
anhero [nach Fulpmes], und 1/3 Theil blieb willig stehen bis mehrere Landes Vertheidiger
– besonder aus Oberinthal eintrafen, diese Freywilligen kommen den 19ten abends nach
Hauße […].“489
Die Angaben Pfurtschellers aus den Jahren 1819, 1830 und 1838 waren also wohl
nicht ganz wahrheitsgemäß. Zumindest der Großteil des Landsturmkontingents aus
Fulpmes – und auch Michael Pfurtscheller – brach den Einsatz rund um Tulfes der
eben zitierten Passage zufolge nach dem Rückzug Buols ab. Dafür sprechen auch
noch weitere Hinweise. Im Nachlass Pfurtschellers finden sich mehrere von ihm
selbst verfasste Schriftstücke, die laut Datierung am 18. Mai 1809 in Fulpmes ausge-
stellt wurden.490 Aus einem Schreiben aus Neustift an Pfurtscheller vom selben Tag
ergeben sich auch Hinweise auf die Reaktion des dortigen Landsturmaufgebotes auf
den Abzug Buols. Der Schreiber Wendelin Volderauer antwortet in Vertretung des
Ortsvorstehers Peter Volderauer auf eine Anfrage Pfurtschellers nach dem Verbleib
des Neustifter Aufgebotes. Die von Dipauli beschriebene Uneinigkeit und Unsicher-
heit aufseiten der Landesverteidiger hinsichtlich des weiteren Vorgehens nach dem
Rückzug der regulären österreichischen Truppen, zeigt sich auch in diesem Antwort-
schreiben Volderauers an Pfurtscheller. Der Ortsvorsteher, der laut der Standesliste
der Gemeinde Neustift aus dem Jahr 1830 zugleich Anführer des Landsturmkontin-
gents war,491 sei noch nicht von der Ausrückung mit dem Landsturm zurückgekehrt,
so Wendelin Volderauer. Einige Neustifter Landstürmer seien jedoch am Abend des
17. Mai, ebenso wie von Pfurtscheller für zwei Drittel des Fulpmer Aufgebotes be-
schrieben, nach Hause zurückgekehrt. Wiederum andere seien jedoch am folgenden
Tag erst ausgerückt.
„Einige Von den landsturm Mitwoch Abends [der 17. Mai] Noch hauß zurück gekommen
am Pfinstag [Donnerstag, der 18. Mai] aber wider Etwas wenige sovil ich weiß zum land-
sturm abgegangen seyn […]“492
489 Standesliste Fulpmes an Joseph Kirchmair, 30. Juni 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 2, Nr. 49.
490 Vgl. TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 33, 34 u. 36.
491 Vgl. Standesliste Gemeinde Neustift von 14. bis 19. Mai 1809, 16. Mai 1830, TLA, Standeslisten
der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 12.
492 Wendelin Volderauer an Michael Pfurtscheller, 18. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III,
Bund 2, Nr. 35.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435