Seite - 187 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.3. 1809 187
c. Ein landgerichtliches Schreiben nebst Attestat an die Stazion Steinach das Stubey mit
möglster Schonung behandelt werden solle
Soviel in Eile die baldige Zusammenkunft mit den Herrn Vorstehern winschend“580
Im strategischen Fokus General Lefebvres, der den Oberbefehl über die von Norden
her in Tirol eingerückten Truppen innehatte, stand diesmal jedoch – anders als noch
im Mai – nicht nur die Landeshauptstadt Innsbruck und deren Umgebung, sondern
auch die Region südlich des Brenners. In Brixen sollten seine Truppen mit den über
das Pustertal vorrückenden zusammentreffen. Auch von Süden her waren französi-
sche Truppen im Anmarsch. Während jedoch die Wiederinbesitznahme Innsbrucks
noch widerstandslos gelungen war, stießen Lefebvres Truppen Anfang August auf dem
Weg durch das Oberinntal über den Reschenpass in den Vinschgau, sowie zwischen
Sterzing und Brixen auf hartnäckigen Widerstand seitens Tiroler Aufgebote. Lefebvre
sah sich schließlich, nach vergeblichen Versuchen von Sterzing aus weiter nach Süden
vorzudringen, gezwungen, sich mit dem Hauptkontingent seiner Truppen wieder
nach Innsbruck zurückzuziehen.581 Dieser Rückzug gestaltete sich allerdings schwie-
riger als erwartet, auf dem Weg vom Brenner nach Innsbruck wurde er gar zu einem
regelrechten Spießrutenlauf. In den Wäldern seitlich der Straße lauerten Landesver-
teidiger den durchziehenden Truppen auf, immer wieder verzögerten Barrikaden das
Vorankommen.582 Nachdem der Tross endlich in Innsbruck angekommen war, blieb
es zunächst einen Tag lang relativ ruhig. Am 13. August kam es dann, wie bereits im
April und im Mai, rund um Innsbruck zu Kämpfen gegen die aus Süden und Westen
auf die Stadt vorrückenden Tiroler Aufgebote. Der Schwerpunkt der Kämpfe lag wie-
derum am Bergisel südlich der Stadt. Am folgenden Tag zog sich Lefebvre mit seinen
Truppen aus Innsbruck, und einige Tage später ganz aus Tirol zurück.583 Wie schon
im Mai 1809 war es den Tiroler Aufgeboten zwar nicht gelungen, die gegnerischen
Truppen militärisch entscheidend zu schlagen, doch sahen sich dieselben wiederum
580 Von Stolz an die Gemeindevorstehungen Stubaital, 2. August 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 2, Nr. 52.
581 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 130 f.; sowie: Schemfil, Freiheitskrieg, 2007, S. 206–210; sowie:
J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 568–594.
582 Vgl. Völderndorff und Waradein, Kriegsgeschichte, 1826, S. 309–312. – Der Autor, Eduard Freiherr
von Völderndorff und Waradein, war als Oberleutnant der Division des Kronprinzen Ludwig selbst
an den Geschehnissen beteiligt. Er war zudem für das Kriegstagebuch dieser Division zuständig.
(Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 41.) Ganz Ähnliches trifft auf die Ausführungen Carl Baurs aus
dem Jahr 1812 zu. Er war als Hauptmann im Corps Arcos, das auf dem Rückzug von Matrei nach
Innsbruck die Nachhut bildete, am Geschehen beteiligt. (Vgl. Baur, Krieg in Tirol, 1812, S. 112 f.)
583 Vgl. Schemfil, Freiheitskrieg, 2007, S. 217–225.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435