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3.3. 1809 205
Darüber, ob diese „Drohung“ auf die Fulpmer Eindruck machte, enthalten die
zeitgenössischen, das Stubai betreffenden Quellen ebensowenig Informationen, wie
über die Erlebnisse des Stubaier Aufgebots und Michael Pfurtschellers in den Stel-
lungen am Bergisel.
Im Gegensatz zu den Ausrückungen im Mai und August 1809 nehmen die Ereig-
nisse zwischen 21. Oktober und dem 1. November jedoch in den später verfassten
Erlebnisberichten Michael Pfurtschellers zum Aufstandsjahr 1809 sehr viel Platz ein.
Wie schon in seinen Ausführungen zu den Apriltagen findet sich allerdings auch hier
wiederum eine ganze Reihe von Widersprüchen. Der früheste und zugleich kürzeste
datierbare Bericht Pfurtschellers über die Ereignisse am Bergisel Ende Oktober be-
ziehungsweise am 1. November 1809 ist der an das Landgericht Matrei aus dem Jahr
1819:
„Zufolge Auftrag Lit. L.[Beilage] vom 21 deto zog den 22 8ber die ganze Sturmmassa 577
Köpf stark in die befestigte Stellung nach Iselberge ab; ausser ein paar Vorposten Gefechte
– fiel bis 1ten November nichts von Bedeutung vor; an diesem Tag wurden die Landes-
vertheidiger durch den feindlichen General Wreden mit großer überlegenheit an Geschütz
u. Mannschaft – nach einen drejstündigen Widerstand – aus ihrer Stellung gedrängt: die
Stubajer verloren an diesen Schlußtage 2 Todte 3 Schwer und 4 leicht Verwundete auch 3
Gefangene.“651
Während Pfurtscheller in diesem Bericht noch davon spricht, dass zwischen dem
Ausrückungstag und dem gegnerischen Angriff auf die Stellungen der Tiroler am
Allerheiligentag „nichts von Bedeutung“ vorgefallen sei, beschäftigen sich seine an-
deren Berichte just mit diesem Zeitraum besonders ausführlich. Speziell die Frage der
Fortsetzung der Erhebung nach dem Bekanntwerden des Friedens von Schönbrunn
scheint Pfurtscheller Jahrzehnte später sehr beschäftigt zu haben:
Am Abend des 29. Oktober sei er, auf eine Anweisung der „Commendanten Asch-
bacher und Thalguter“ mit einigen Landstürmern in die Gegend um Hötting gezo-
gen.652 Dort habe er am folgenden Morgen einen alten Mann getroffen, der ihn und
651 Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79. – Pfurtschellers Bericht aus dem Jahr 1838 fällt ähnlich
kurz aus. (Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Land-
tagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 13 [vgl. Anm. 6].)
652 Auch bei Josef Hirn werden Anton Aschbacher und Franz Thalguter als Kommandanten des Zent-
rumsabschnittes am Bergisel genannt. (Vgl. J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 744.) Anton Asch-
bacher (1782–1814) stammt aus dem Achental. Bereits im April, Mai und Juli 1809 ist er als An-
führer von Aufgeboten im Achental und im Unterinntal aktiv. Ende Oktober beziehungsweise am 1.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435