Seite - 231 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.3. 1809 231
Sein Herz habe auch im Jahr 1813 „für Haus Österreich“ geschlagen, erklärt Mi-
chael Pfurtscheller in einem Schreiben an Joseph Rapp aus dem Jahr 1837.748 Diese
Kooperationsbereitschaft ließ sich Pfurtscheller – so gibt zumindest ein Eintrag in
seiner Zusammenstellung von Urkunden und Zeugnissen Auskunft – vom erwähn-
ten „geheimen Agenten Joseph Rangger in Sterzing“ auch am 22. Oktober 1814
durch ein Zeugnis schriftlich bestätigen.749 Während der Kämpfe in den Straßen von
Innsbruck verhielt er sich dann allerdings offenbar ruhig – in seinen Berichten finden
sich keinerlei Hinweise auf seine etwaige Mitwirkung an den Ereignissen. Überhaupt
seien nur „wenige von Stubay“ – an einer anderen Stelle ist von „etwas junge[n] Leu-
te[n]“ die Rede – an den Kampfhandlungen in Innsbruck beteiligt gewesen, so er-
klärt Pfurtscheller im Jahr 1838 in seinem Bericht zu den Kriegsereignissen der Jahre
1796 bis 1813. Verluste habe es auf Seiten der Stubaier keine gegeben.750 Für eine
Beteiligung von organisierten Stubaier Aufgeboten an den Kämpfen im Raum Inns-
bruck in diesen Tagen finden sich auch in anderen Quellen keine Hinweise.751 Man
hatte sich also wohl kooperativ gezeigt, was die Vorbereitung der „Metternich’schen
Volkserhebung“ anlangte, ohne Unterstützung des offiziellen Österreich verhielten
sich die Stubaier dann jedoch offenbar ruhig. Man habe den Anführern „Empl und
Kloibenschedl und Wild“752 nicht vertraut, da man diese nicht kannte, erklärt Pfurt-
scheller 1838 in seinem Bericht.753
Ferdinand Hirn macht dementgegen in seinen 1913 veröffentlichten Darstellun-
gen der Ereignisse des Jahres 1813 vor allem die Person des „tüchtigen und beliebten“
Stimmungs- und Administrationsberichte aus Tirol 1806–1823 (Veröffentlichungen des Südtiroler
Landesarchivs 35), Innsbruck 2012, S. 242–246 u. 261–264.
748 Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Begleitschreiben, 20. September 1837, TLA, Materialiensammlung
Rapp, Schuber 18 e, Nr. 10.
749 Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 1,
Nr. 38, Eintrag zum 22. Oktober 1814. – Auch in anderen hier vermerkten Zeugnissen werde das
Verhalten Pfurtschellers im Jahre 1813 gewürdigt. Vgl. dazu: Nr. 9, 17 u. 21. – Die Zeugnisse sind
leider nicht im Original überliefert.
750 Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten
1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 20 [vgl. Anm. 6].
751 Auch Ferdinand Hirn bemerkt, dass es im Stubai verhältnismäßig ruhig geblieben sei. (Vgl. F. Hirn,
Geschichte Tirols, 1913, S. 451.)
752 Johann Empl und Alois Kluibenschedl waren die führenden Köpfe des Aufstandes, besonders in
den Kämpfen um Innsbruck im Dezember. (Vgl. F. Hirn, Bayerisch Tirol, 1913; sowie F. Hirn, Ge-
schichte Tirols, 1913, S. 450–455.) Johann und Anton Wild waren vor allem südlich des Brenners
aktiv. (Vgl. z. B. F. Hirn, Geschichte Tirols, 1913, S. 392 u. 407.)
753 Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten
1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 20 [vgl. Anm. 6].
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435