Seite - 241 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.4. Erbhuldigung 1838 241
anberaumten Sondersitzung der Gerichtsausschüsse des Tales eingeladen, auf der die
„Stellung der Paraden-Schützenmannschaft zur Huldigungsfeyer“ besprochen wer-
den sollte.797 Wohl direkt im Anschluss an diese Ausschusssitzung am 2. Juni verfasste
der Landrichter dann ein Schreiben an das Kreisamt in Schwaz in dem er mitteilte,
dass „eine Schützen-Compagnie unter dem Hauptmann Michael Pfurtscheller von
150 bis 160 Köpfen nach Innsbruck zur Erbhuldigungsfeyer ausziehen“ werde.798
Am 6. Juni erging dann eine diesbezügliche Anordnung des Landgerichtes an die
Gemeindevorstehung in Fulpmes. Gemeindevorsteher Lorenz Tanzer sollte dieser zu-
folge die Stellung von „36 Mann einschließlich der Musikbande“ zur ausziehenden
Stubaier Kompanie besorgen. Diese Aufgabe delegierte er offensichtlich – deshalb
wohl findet sich diese Quelle im Nachlass Pfurtschellers; die übrigen im Folgenden
zitierten Quellen weisen außerdem darauf hin – an Michael Pfurtscheller. Bereits am
10. Juni 1838 sollte eine erste Musterung der von der Gemeinde Fulpmes zu stellen-
den Mannschaft erfolgen, die sich zu diesem Zweck „durchaus nüchtern“, einheitlich
bewaffnet – nur Stutzen und Musketen waren erlaubt – und gekleidet – schwarz-grü-
ner „Unterinntaler“ Hut mit Spielhahnfeder, grüne Hosenträger, schwarze, kurze
Lederhose, schwarze Lodenjoppe, weiße Kniestrümpfe und Enkelstiefel – an diesem
serliche Organisationspatent vom 14. März 1817 zum Landgericht Matrei zugeordnet worden war.
(Vgl. Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 81, 9. Oktober
1826, S. 321; sowie: Amtsblatt zum Kaiserl. Königl. privilegirten Bothen von Tyrol, Nr. 16, 17. April
1817, S. 35; sowie: „Ausweis über die gemischten Gerichte in Tyrol und Vorarlberg, wie solche vom
1. Mai 1817 an, in Gemäßheit des allerhöchsten Patents vom 14. März 1817 zu bestehen haben,
und über die ihren Bezirken zugewiesenen Gemeinden und Ortschaften“ [Beilage zum kaiserlichen
Organisationspatent vom 14. März 1817], TLMF-Bib., W 17243 u. Dip. 968/70.)
797 Vgl. Alois von Guggenberg an Michael Pfurtscheller, 1. Juni 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, II, Bund 5, Nr. 17. – Aus den Akten des Landgerichtes Mieders ist allerdings ersichtlich, dass
Landespräsidium, Kreisamt, Gerichtsobrigkeit und die Gemeindevorstehungen des Tales bereits im
Herbst des Jahres 1837 mit der Organisation der Erbhuldigungsfeierlichkeiten befasst waren. In
einem Schreiben vom 30. Oktober 1837 forderte das Kreisamt etwa bereits vom Landgericht ei-
nen Bericht darüber, in welchem Maße die Gemeinden des Gerichtsbezirkes an den Feierlichkeiten
mitzuwirken beabsichtigten. (Vgl. KA Schwaz an LG Mieders, 30. Oktober 1837, TLA, Aktense-
rie LG Mieders, Fasz. 45, 1837, Abt. XVI.) „Die Gerichtsgemeinden werden zur Huldigungsfeyer
Schützen, soviel möglich gleich uniformiert stellen“, so Landrichter von Guggenberg. Auch Wege
und Brücken sollten für den Fall eines Ausflugs des Kaisers in das Stubaital ausgebessert werden.
Außerdem beantrage man die Überreichung von „stubaier Eisen-Geschmeid-Fabricate in verjüngten
Maßstabe“ als Geschenk an den Kaiser. (Vgl. Abschrift LG Mieders an KA Schwaz, 2. Januar 1838,
TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 45, 1837, Abt. XVI.)
798 Vgl. Abschrift LG Mieders an KA Schwaz, 2. Juni 1838, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 46,
1838–1839, Abt. XVI – 1838. – Auch die „Uniformierung“ der Schützenkompanie stand zu diesem
Zeitpunkt bereits fest.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435