Seite - 245 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.4. Erbhuldigung 1838 245
in einem Schreiben das Landgericht Sonnenburg ersucht, die Anführer jener Kom-
panien aus diesem Gerichtsbezirk, die er als Bataillonskommandant zu führen hatte
– Sellrain, Axams, Kematen und Natters – dahingehend zu instruieren, „daß ich am
11ten dieß mit meiner Compagnie Nachmittag beym Stiftkloster Wilten einzutreffen
gedenke […]“.812 Der Treffpunkt für die Stubaier Kompanie war zwischen 8 und 9
Uhr vormittags in Mieders vereinbart worden. „Etwa um 1 Uhr N.M. [nachmit-
tags]“ sollte von dort gemeinsam abmarschiert werden.813 Zuvor jedoch wurde im
Wirtshaus Joseph Leners, Pfurtschellers Schwager, eingekehrt, zur „Abspeisung des
größtenteils der Compagnie“, so Lener.814
Am Morgen des 12. August wurde Pfurtschellers Bataillon dann wohl, den Anwei-
sungen des Oberkommandierenden Eduard Freiherr von Sternbach vom 8. August
entsprechend, zuerst in die Universitätsgasse zwischen Sillgasse und Hofburg beor-
dert, um dann am Burggraben beziehungsweise dem sogenannten Franziskanerplatz
das linke Spalier für den Zug des Kaisers in die Innsbrucker Pfarrkirche – heute
als der Dom zu St. Jakob bekannt – zu bilden, der über den Burggraben, vorbei an
der Hauptwache, zum Goldenen Dachl und weiter zum Domplatz, führen sollte.
Dann hatten sich die Kompanien am Platz vor der Hofburg am südlichen Ende des
Rennweges in „Paradeaufstellung“ zu gruppieren.815 Nachdem der Kaiser dann den
Michael Pfurtscheller, Joseph Lener und Anton Lutz seien „Männer von Ehre und Vertrauen“, und
auch die Mannschaft hätte bislang „den besten Geist gezeigt“, würde also „durchaus nicht incom-
modieren“, so Landrichter von Guggenberg. (Vgl. Abschrift Bitte um Quartier, 23. Juli 1838, TLA,
Aktenserie LG Mieders, Fasz. 46, 1838–1839, Abt. XVI – 1838.) – Alois Röggl (1782–1851) war
seit 1820 Prälat des Prämonstratenserstiftes Wilten. (Vgl. Albrich/Sila, Schwarzbuch, 2010, S. 24 f.)
812 Abschrift Pfurtscheller an LG Sonnenburg, 6. August 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II,
Bund 2, Nr. 21. – Auch mit der Kompanie aus Steinach, die ebenfalls zum von ihm zu komman-
dierenden 2. Bataillon zählte, kommunizierte Pfurtscheller über das dortige Landgericht. (Vgl. Ab-
schrift Pfurtscheller an LG Steinach, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II, Bund 2, Nr. 28.)
813 Vgl. Abschrift Pfurtscheller an LG Mieders, 9. August 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP,
II, Bund 2, Nr. 27; sowie: Abschrift Pfurtscheller an LG Steinach, 9. August 1838, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, II, Bund 2, Nr. 28.
814 Vgl. Joseph Lener an Michael Pfurtscheller, 9. August 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, II,
Bund 2, Nr. 26. – Es geht in diesem Schreiben um die Abstimmung des Speiseplans – ein halbes
Pfund Fleisch mit Kartoffeln und Kraut, sowie Suppe mit Wurst und beziehungsweise oder Brot zu
je 12 Kreuzer pro Person – und des Zeitplanes. Außerdem erkundigt sich Lener, ob am „Officier
Tisch“ mehr serviert werden solle. Der Wirt Joseph Lener rückte selbst als Oberleutnant der Stubaier
Kompanie mit nach Innsbruck aus. (Vgl. Standesliste Kompanie Stubai, 27. Juli 1838, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, II, Bund 2, Nr. 11.)
815 Vgl. Eduard Freiherr von Sternbach an Michael Pfurtscheller, 8. August 1838, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, II, Bund 2, Nr. 25. – Der Ablauf war minutiös geplant. Zusätzlich zu den schon ausführ-
lichen Anweisungen von Sternbachs, der in seinem Schreiben ankündigt, sich am Nachmittag des
11. August auch noch einmal persönlich mit Pfurtscheller besprechen zu wollen, erhielt Pfurtscheller
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435