Seite - 247 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.4. Erbhuldigung 1838 247
Michael Pfurtscheller und die Stubaier Schützenkompanie nach ihrem „Auftritt“ vor
dem Kaiser noch in Innsbruck blieben, geht aus den vorhandenen Quellen nicht klar
hervor. Ein Schreiben des Landrichters von Guggenberg an Pfurtscheller vom 10.
August 1838 weist jedoch darauf hin, dass die Abreise aus Innsbruck wohl bereits
am Vormittag des 13. August 1838 angetreten wurde: Pfurtscheller hatte wohl beim
Landgericht angesucht, ob ein Stubaier Schützenaufgebot den Kaiser nach dessen
Abreise in Innsbruck am 17. August in Schönberg verabschieden dürfe. Es spreche
nichts dagegen, so der Landrichter, allerdings könne für diese Ausrückung keine fi-
nanzielle Vergütung gewährt werden. Als Aufwandsentschädigung solle stattdessen
jenes Geld verwendet werden, welches ohnehin ausbezahlt würde, schließlich sei eine
ganze Tageslöhnung für den Tag der Rückkehr der Stubaier aus Innsbruck am 13.
August beantragt worden, obwohl „zum Rückmarsche nur ½ Tag nothwenig“ sei.
Daher sei „der Manschaft für den Montag ½ [Tag] abzuziehen, und dieser Betrag zur
Auszahlung für die Paradierung am Schönberg zu verwenden“, so Landrichter von
Guggenberg.821
Ob Pfurtscheller also persönlich anwesend war, als am Nachmittag des 13. August
18 Paare, gekleidet „in den merkwürdigsten Trachten von Nord- und Südtirol“ zum
Kaiser vorgelassen wurden, um diesem regionaltypische Geschenke zu überreichen,
ist fraglich. Ein Paar aus Birgitz überreichte bei dieser Gelegenheit „216 Stück Stu-
baierwaaren in einer Nußschale aus der Eisenwaarenfabrik des Herrn Pfurtscheller“
– der also auch diesen Programmpunkt der Feierlichkeiten nochmals hatte nutzen
können, um auf sich und seine regionale Sonderstellung aufmerksam zu machen.822
Jedenfalls rückte bereits am 17. August wiederum ein Stubaier Aufgebot aus, dies-
mal nach Schönberg, um dem von Innsbruck über den Brenner weiterreisenden Kai-
ser nochmals die Ehre zu erweisen. „Auf dem Schönberge waren die Schützen des
Gerichtes Mieders und Stubai aufgestellt, das umliegende Thalvolk, den Landrichter
Guggenberg unterzeichnete und an das Kreisamt in Schwaz adressierte Begleitschreiben zum Bittge-
such Michael Pfurtschellers lässt sich der „Instanzenzug“, den diese Angelegenheit durchlief – Land-
gericht-Kreisamt-Landespräsidium-Landgericht – rekonstruieren. (Vgl. Abschrift LG Mieders an
KA Schwaz, 3. August 1838, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 46, 1838–1839, Abt. XVI – 1838.)
821 Vgl. Alois von Guggenberg an Michael Pfurtscheller, 10. August 1838, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, II, Bund 2, Nr. 29.
822 Vgl. [Weber], Denkbuch 1838, 1839, S. 94. – Auf Anweisung des Landgerichts Sonnenburg wurden
Michael Pfurtscheller aus der Gerichtskassa des Landgerichts Mieders 27 Gulden „für das bey der Hul-
digungsfeyerlichkeit gelieferte Etui der Stubayer Eisengeschmeidwaaren gegen Quittung“ ausbezahlt.
(Vgl. LG Sonnenburg an LG Mieders, 22. September 1838, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 46,
1838–1839, Abt. XVI – 1838. – Auf diesem Schriftstück findet sich auch eine Abschrift der geforder-
ten Quittung, datierend vom 10. Oktober 1838.) Auf die Praxis der Verrechnung der „Geschenke“
Michael Pfurtschellers wird weiter unten noch detaillierter eingegangen. (Vgl. Kap. 6.3.1., Anm. 108.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435