Seite - 250 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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250 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
Pfurtscheller ließ davon mehrere Exemplare anfertigen, die er dann an mit ihm zur
Erbhuldigung ausgerückte Offiziere der Stubaier Kompanie, wie zum Beispiel an
den oben erwähnten Wirt und Oberleutnant Joseph Lener, als Erinnerung827 so-
wie an seine Geschäfts- beziehungsweise Korrespondenzpartner als repräsentatives
Geschenk, verteilte.828 Auch der bereits mehrfach genannte Joseph Rapp erhielt im
zu Pferde.“, sowie durch den Vermerk „Herausgegeben v. J. Kravogl in Innsbruck“. Zur Bebilde-
rung wurde in der Literatur über das Stubaital zumeist eine spätere Version dieser Lithographie
verwendet. (Vgl. Hausotter/Hirn/Hueber, Geschichtliches, 1891, S. 522 f.; sowie: Emerich Pittl,
Die Fulpmer Schützen, in: Fulpmes, hg. v. Werner Köfler und Emerich Pittl, Fulpmes 1987, S.
325–339, hier: S. 329; sowie: Florian Bramböck, Blasmusik in Tirol im 18. und 19. Jahrhundert,
in: Musikgeschichte Tirols, Bd. 2: Von der Frühen Neuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
(Schlern-Schriften 322), hg. v. Kurt Drexel und Monika Fink, Innsbruck 2004, S. 739–767, hier: S.
745; sowie: Wetzinger, Michael Pfurtscheller, 2010, hier: S. 122. – Der kurze Beitrag von Meinrad
Pizzinini über Michael Pfurtscheller aus dem Jahr 1981 wurde mit der Version von Kravogl bebil-
dert: Vgl. Pizzinini, Michael Pfurtscheller, 1981.) Diese spätere Version wurde von Andreas Ziegler
für die Lithographische Anstalt C. A. Czichna in Innsbruck angefertigt. (Eine kolorierte Variante
dieser Lithographie wird laut Bramböck, Blasmusik in Tirol, 2004, im Tiroler Volkskunstmuseum
in Innsbruck aufbewahrt: TLMF-Volkskunstmuseum, Sign. 20888.) Das Motiv unterscheidet sich
dabei nicht von der Lithographie Kravogls – der Auszug der Stubaier Schützenkompanie unter Mi-
chael Pfurtscheller zu den Erbhuldigungsfeierlichkeiten in Innsbruck 1838, im Hintergrund ein
Blick ins Stubaital – wohl aber die Bildkomposition: auf der von Czichna herausgegebenen Lithogra-
phie marschiert die Kompanie im Gegensatz zu der von Kravogl von links hinten nach rechts vorne
statt umgekehrt, außerdem wurden einige Zuschauer am Wegrand hinzugefügt. Bei der bei Kravogl
erschienenen Darstellung handelt es sich um die ältere. Bereits Anfang November 1838 erschien im
Intelligenzblatt zum „Bothen“ eine Werbeanzeige der Lithographieanstalt Kravogls, die die soeben
erschienene Darstellung der Stubaier Kompanie anpries. (Vgl. Intelligenzblatt zum k.k. priv. Bothen
von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 92, 15. November 1838, S. 745.) Carl (auch: Karl) Alexander
Czichna, der ebenso wie der auch bereits erwähnte Andreas Ziegler seine Lehrjahre in der lithogra-
phischen Anstalt Kravogls absolviert hatte, erhielt indes erst am 29. November 1841 die „Konzession
für lithographische Erzeugnisse“. (Vgl. Granichstaedten-Czerva, Familiengeschichte, 1954, S. 22 f.;
sowie: Hans Hochenegg, Die Tiroler Kupferstecher. Graphische Kunst in Tirol vom 16. bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts (Schlern-Schriften 227), Innsbruck 1963, S. 95 f.)
827 Vgl. Abschrift Pfurtscheller an die Stubaier Schützen, 13. Dezember 1838, TLMF, Hist. Samml.,
Nachl. MP, II, Bund 2, Nr. 38. – Pfurtscheller spricht hier von „illuminierten“ und schwarz-weißen
Exemplaren. Er dürfte also auch eine kolorierte Version der Lithographie in Auftrag gegeben haben.
828 Vgl. Verteilung der „Schützen-Abdrucke“, o. D., TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2,
Nr. 86. – Es handelt sich hier um den Entwurf oder die Abschrift eines undatierten Schreibens
Pfurtschellers an einen unbekannten Empfänger. Dieser wird beauftragt, die „Schützen-Abdrucke“
an eine Reihe von Personen zu verteilen, und zwar an einen Herrn Rath und Landrichter von Ster-
zinger, einen Lehrer namens Ferdinand Müller, an die Herren Bargher, Walser, Ziegler, Langle und
Bachman sowie an den Landvogt in Vaduz zum „Dank für seine gastfreundliche Aufnahme in dessen
Schloß“. Das Schreiben ging wohl nach Vorarlberg, genauer gesagt in den Raum Feldkirch. Zu-
mindest sind zwei der Empfänger mit größter Wahrscheinlichkeit in dieser Region anzusiedeln: der
Landrichter von Feldkirch, Johann Sterzinger Freiherr von Streitfeld – dieser war wie Pfurtscheller
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435