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270 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
dabei durch einen Wahlmann vertreten werden, die Ermittlung dieser Wahlmän-
ner erfolgte in einer Abstimmung per Stimmzettel.913 Für die Wahl der Abgeord-
neten war das Land dann in 17 Einerwahlkreise zu je etwa 50.000 Einwohner
unterteilt.914 Die Wahlmänner hatten per Stimmzettel, der zu unterzeichnen war,
abzustimmen. Zum Abgeordneten gewählt war, wer die absolute Mehrheit der
Stimmen auf sich vereinigen konnte.915 Das Landgericht Mieders gehörte mit der
Stadt Innsbruck und den Landgerichten Wilten, Steinach und Sterzing zum Wahl-
kreis Innsbruck.916
Sieben Wahlmänner hatte das Landgericht Mieders zu stellen. Für Neustift wur-
den der ehemalige langjährige Gemeindevorsteher Peter Volderauer und Koopera-
tor Joseph Posch geschickt, für Fulpmes der Sohn Michael Pfurtschellers, Johann,
und Kurat Joseph Zimmermann. Mieders, Telfes, Kreith und Schönberg wurden
durch Landgerichtsaktuar Anton Wallnöfer und den Kuraten von Mieders, Johann
Schmied, vertreten, Ellbögen wohl durch den Müller und Steuerschreiber Johann
Übergänger.917
Am Samstag, den 6. Mai 1848, fanden sich die Delegationen der einzelnen Land-
gerichte und der Landeshauptstadt in Innsbruck ein, um den Abgeordneten des
Wahlkreises zu bestimmen.918 In einem Brief vom 9. Mai berichtet Wahlmann Jo-
913 Vgl. Bekanntmachung des Innsbrucker Stadtmagistrates zur Wahl zur Nationalversammlung, 23.
April 1848, Beilage zu: Kaiserlich Königlich privilegirter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr.
39, 24. April 1848.
914 Vgl. Kundmachung des Landespräsidiums zur Wahl zur Nationalversammlung, 18. April 1848, in:
Kaiserlich Königlich privilegirter Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 37, 20. April 1848, S. 186
f.; sowie: Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 81; sowie: Gschließer, Einheitsbewegung, 1938,
S. 34. – Thomas Stockinger zufolge ist es nicht gelungen, diesen Verteilungsschlüssel auch tatsächlich
einzuhalten. Veraltete Daten führten nämlich dazu, dass sich die Wahlkreise hinsichtlich ihrer Einwoh-
nerzahlen stark voneinander unterschieden. (Vgl. Stockinger, Dörfer und Deputierte, 2012, S. 408.)
Auch Gschließer weist auf diesen Umstand hin. (Vgl. Gschließer, Einheitsbewegung, 1938, S. 34.)
915 Vgl. Gschließer, Einheitsbewegung, 1938, S. 33 f.
916 Vgl. Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 84; sowie: Johann Pfurtscheller an Franz Pfurtschel-
ler, 9. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 56.
917 Vgl. Johann Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 9. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP,
IV, Bund 1, Nr. 56; sowie: Johann Pfurtscheller an LG Mieders, 5. Oktober 1848; KA Schwaz an
LG Mieders, 10. Juli 1849; Reisekostenabrechnung Anton Wallnöfer, 9. Mai 1848; Reisekostenab-
rechnung Johann Schmied, 9. Mai 1848; Abschrift LG Mieders an Gerichtskassier Anton Lutz, 20.
August 1849 – alle in: TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 56, 1848, Abt. XVI.
918 Johann Pfurtscheller an LG Mieders, 5. Oktober 1848, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 56,
1848, Abt. XVI; sowie: Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 84. – Die Frage, wie die vorab
erfolgte Kür von Kandidaten vor sich gegangen war, ist schwierig zu beantworten und bedürfte einer
gesonderten Untersuchung. Thomas Stockinger ist eine solche für Wien – zumindest in Grundzügen
– gelungen. (Vgl. Stockinger, Dörfer und Deputierte, 2012, S. 409–411.)
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435