Seite - 275 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.5. 1848 275
für den Grenzschutz.935 „Von uns bestellte Kommissäre werden diese Kompagnien
mustern, und wir werden euch mit Rath und That an die Hand gehen“, so heißt es
im ersten Aufruf der Landesschutzdeputation vom 28. März 1848, der die Tiroler zur
Bildung von Freiwilligenkompanien aufforderte.936
In der Literatur werden die Werbungsbestrebungen der Landesschutzdeputation
als weitgehend erfolglos beschrieben. Erst durch die Initiative Erzherzog Johanns
– von Kaiser Ferdinand am 3. April 1848 als „ausserordentlicher Hofcommissair“
nach Tirol entsandt937 – habe die Organisierung der Landesverteidigung Fahrt auf-
genommen. Auch die Ernennung von Defensionskommissären sei auf den Kaiser-
onkel zurückzuführen: „Erzherzog Johann teilte die fünf deutschen Kreise in zwölf
Defensionsbezirke ein; die Gemeinden dieser Distrikte wählten zwölf Defensions-
kommissäre, die die Geschäfte der erfolglosen Landesschutzdeputation übernah-
men.“938
Zum „Defensionskommissär“ war Michael Pfurtscheller jedoch schon Wochen
vorher durch die Landesschutzdeputation ernannt worden. Auf diesen Umstand
weist nicht nur ein Bericht in der Tiroler Schützenzeitung hin,939 sondern ganz un-
mittelbar auch das Protokoll der Sitzung der Landesschutzdeputation vom 28. März
1848.940 Aus einem Schreiben der Landesschutzdeputation vom 2. April 1848 geht
hervor, welche Form der Mitwirkung an der Organisation der Landesverteidigung
die Schutzdeputation für Pfurtscheller vorsah:
935 Vgl. Kundmachung Landes-Gubernium bezüglich Einrichtung von Schutzdeputationen, 27. März
1848, in: Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 13, 30. März 1848, S. 108 f.; sowie: Helfert, Landesverthei-
digung 1848, 1904, S. 37.
936 Vgl. Aufruf Landesschutzdeputation, 28. März 1848, in: Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 13, 30. März
1848, S. 109–111; sowie: Helfert, Landesvertheidigung 1848, 1904, S. 38.
937 Vgl. Kaiser Ferdinand I. an Erzherzog Johann, 3. April 1848, TLMF-Bib., FB 2077, Nr. 2.
938 Fontana, Restauration-Revolution, 1986, S. 701.
939 Vgl. Bericht Auszug Schützen LG Mieders 1848 II, in: Tiroler Schützen-Zeitung, Nr. 19, 11. Mai
1848, S. 157 f.
940 Vgl. Sitzungsprotokoll der Landesschutzdeputation Nr. 1, 28. März 1848, TLA, Abt. LV., 1848,
Landesschutzdeputation, Fasz. 262. (Die 17 Sitzungsprotokolle der Landesschutzdeputation in
Innsbruck sind im Einlaufprotokoll der Landesschutzdeputation nicht verzeichnet. Sie sind im Fas-
zikel Nr. 262, dem Schriftverkehr der Landesschutzdeputation chronologisch geordnet vorange-
stellt.) – Zu Kommissären der Landesschutzdeputation wurden in der Sitzung folgende Männer
bestimmt: „1. der Hr. Gubernialsekretär v. Hebenstreit; 2. der Viertels-Vertreter Witting zu Lan-
deck; 3. der Viertelsvertreter Stecher zu Mals; 4. der K.K. Herr Landrath v. Mörl; 5. der ständische
Vertreter Sartori zu Lienz; 6. der Herr Med. Doktor und Stadtphisikus Anton Falk zu Hall; 7. der
Herr Med. Doktor Norbert Pfretschner zu Kufstein und 8. der Herr Fabriksbesitzer Purtscheller
[sic!] zu Vulpmes.“
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435