Seite - 305 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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4.2. „Lästige“ administrative Ämter 305
Zur Frage, ob Pfurtscheller auch seine anderen administrativen Ämter in der Ge-
meinde – Gemeindevorsteher, Kirchpropst und Schulaufseher – nur widerwillig oder
gar zwangsweise ausübte, finden sich an anderer Stelle Hinweise: in der Aktenserie des
Landgerichts Mieders. Diesen Quellen zufolge suchte Michael Pfurtscheller während
seiner Dienstzeit als Gemeindevorsteher zumindest zweimal bei der zuständigen Obrig-
keit um die Entlassung aus dem Vorsteheramt an. Auf sein erstes Ansuchen im Januar
1812 – die Gemeindevorsteher von Neustift, Mieders und Telfes stellten dasselbe Bitt-
gesuch – erhielt Pfurtscheller die folgende Absage des Landrichters Joseph von Stolz:
„Die Unterzeichnete Stelle mißkenne keinesweges, daß jene vorgestellten häuslichen Ver-
hältnisse ihm den Dienst eines Gemeinde Vorstehers zu Fulpmes in etwas erschweren dürf-
ten. Da jedoch ohnehin nächstens eine neue Organisation des Gemeinde Wesens erfolgen
wird, so versehe sich unterzeichnete Stelle zu seinen so thätig bewiesenen Eifer für das
Wohl der Gemeinde, daß er diese kurze Zeit das Amt eines Gemeinde Vorstehers noch
beibehalten werde, besonders, da bey der Adjustierung der Elias Domanigischen Kassier
Rechnungen seine Gegenwart noch höchst nothwendig ist.“73
In einem Rundschreiben des Landgerichts an die um Entlassung ansuchenden Ge-
meindevorsteher von Neustift, Fulpmes, Mieders und Telfes hieß es:
„Vom K.B. Landgerichte Stubay wird denen Gemeinde Vorstehungen von Mieders, Telfes,
Fulpmes und Neustift auf ihre am 4ten dies anher eingelaufene Bitt Einlage um alsbaldige
Entlassung aus dem Vorsteher Amte hiemit der Bescheid pr. Currendam hinaus ertheilet,
daß dies Ortes solch ihre Bitte vor dem künftigen May Monathe zur Gewährung nicht
geeignet erachtet werde.“74
Während jedoch in diesem Schreiben die Verlängerung der Dienstzeit um einige Mo-
nate anklang, hatte Pfurtscheller bekanntlich noch Jahre im Amt zu bleiben. Auch
sein zweites Ansuchen um Entlassung im Jahr 1816 wurde vorerst nicht erhört, und
das, obwohl Pfurtscheller eindringlich um ein Ende seiner Verpflichtung bat:
„Bekanntlich mußte ich den Mühesamen Dienst eines Orts Vorsteher dahier seit dem Jahr
1808 bekleiden.
73 LG Stubai an Pfurtscheller, [9. Januar 1812], TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827
(loses, ungeordnetes Aktenmaterial).
74 LG Stubai an Gemeindevorsteher von Neustift, Fulpmes, Mieders und Telfes, 9. Januar 1812, TLA,
Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial).
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435