Seite - 306 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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306 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal
Ungeacht der mehrmaligen Bitte um Entlassung und erledigung & Absolvierung der ge-
legten Rechnungen […] wurde zur Adjustierung bemeldter Rechngen – noch weniger zur
Bestellung eines Nachfolger – kein Schritt gethan.
Ich finde mich durch diesen Aufschub und gleichgültige benehmen Löblr. Obrigkeit in
diesen punckt sehr beschwerd:
Weil deswegen meine Finanzen, Familienverhaltnisse und Gesundheit offenbar – hart emp-
findlich leiden
Demnach bitte Ein Löbl. Landgericht ermeldte Rechnungen Revidieren und zur ehebäl-
digen Wahl eines Nachfolger Gnädigst schreitten zu wollen!“75
Erst Pfurtschellers im Sommer 1817 gestelltes – von einem ärztlichen Attest, welches
ihm aufgrund „seiner vor zwei Jahren angefangenen und nun wieder mehr stärkeren
Brustkrankheit“76 Dienstunfähigkeit bescheinigte, begleitetes – Ansuchen um Ent-
lassung aus dem Gemeindevorsteherdienst wurde schließlich genehmigt:
„[Es wird] hiermit provisorisch bis zur definitiven Organisation des Gemeindewesens be-
stättiget und zugleich begnehmiget, daß Michael Pfurtscheller als Gemeindsvorsteher nach
hergestellter Rechnung seines Dienstes nachdem er solchen 9 Jahre versehen hat, und des-
sen Enthebung durch ärztliches Zeugnis als nothwendig erkannt wird – entlassen, […]“77
Die tatsächliche Entlassung Michael Pfurtschellers aus dem Gemeindevorsteheramt
erfolgte dann allerdings erst im folgenden Jahr, nachdem seine abschließende Ge-
meinderechnung seitens der Obrigkeit genehmigt worden war.78
75 Pfurtscheller an LG Stubai, 12. April 1816, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827
(loses, ungeordnetes Aktenmaterial).
76 Vgl. Ärztliches Attest für Michael Pfurtscheller, 3. Juli 1817, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35,
1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial).
77 KA Schwaz an LG Matrei, 21. Juli 1817, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827 (loses,
ungeordnetes Aktenmaterial). – Auf der Rückseite dieses Schriftstückes findet sich eine landgericht-
liche Abschrift des Schreibens vom 10. September 1817, das Michael Pfurtscheller von der Entschei-
dung des Kreisamtes in Kenntnis setzte.
78 Vgl. Pfurtscheller an LG Matrei, 22. Januar 1818, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–
1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial). – Die Gemeindevorstehungen hatten jährlich einen Re-
chenschaftsbericht über den Stand der Gemeindefinanzen zu erstatten, der von den obrigkeitlichen
Behörden geprüft und genehmigt werden musste. Danach hatte der Gemeindevorsteher auch noch
der Gemeinde Bericht zu erstatten. In Fulpmes hatte es anlässlich des Ausscheidens Pfurtschellers
aus dem Vorsteherdienst diesbezüglich „heftige Erbitterung zwischen mehreren Gemeindsgliedern
und dem Gemeinds-Vorsteher Pfurtscheller“ gegeben, da dieser es verabsäumt hatte, eine Rechnung
über „Empfänge und Ausgaben“ vorzulegen. Hauptschuld daran trug jedoch nicht Pfurtscheller,
so erklärte das Landgericht gegenüber dem Kreisamt in Schwaz. Im Zuge der bereits angesproche-
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435