Seite - 317 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 317
Die Kinder des Ehepaares wurden 1740, 1742, 1744 und 1746 ebenfalls in Fulpmes
getauft.8
Tatsächlich heiratete Blasius Pfurtscheller 1739 in den Haushalt seiner Braut,
Anna Egger, ein: Dieser war nämlich im Jahr 1738 – also ein Jahr vor der Eheschlie-
ßung – von ihrem Bruder Hans eine aus dem Erbe der Mutter, Gertraud Mösl, stam-
mende Behausung in Fulpmes übergeben worden. Im Rahmen dieser Besitzübergabe
kündigte auch der Vater der beiden, Mathias Egger, an, „mit ratification der Hof-
kammer den Pier und Prant-Wein schanckh cedieren“ zu wollen, der Tochter also
die Berechtigung beziehungsweise Konzession, eine Bier- und Branntweinschenke zu
betreiben, abzutreten.9 Nach dem Tod Anna Eggers am 10. Oktober 174910 wurde
ihr gesamter Besitz – „darzue der Pfurtscheller eingeheyratet“, wie es im landgericht-
lichen Protokoll der betreffenden Verlassenschaftsabhandlung heißt – auf Witwer
Blasius Pfurtscheller übertragen.11 Nicht durch einen Kauf, wie sein Enkel Michael
Pfurtscheller im Jahr 1822 schreibt,12 sondern wohl durch seine Hochzeit mit Anna
Egger wurde Blasius Pfurtscheller also zu dem Bier- und Branntweinwirt, als der er
im Zusammenhang mit der Taufe seines Sohnes Matthäus, Michael Pfurtschellers
Vater, erstmals in einer Quelle bezeichnet wird.13 Wo Blasius Pfurtscheller jedoch bis
zu seiner Hochzeit seinen Wohnsitz in Fulpmes hatte, lässt sich auf der Grundlage
der eingesehenen Quellen nicht feststellen.
Der vom Wohnsitz seiner Eltern, dem „Grantenhof“ im Neustifter Ortsteil Ne-
der, stammende Hausname „Grander“ blieb Blasius Pfurtscheller auch in Fulpmes
erhalten, so schreiben Adolf Hueber und der langjährige Dorfchronist von Fulpmes,
TLA, Mikrofilm Nr. 0659, Abschn. 7; sowie auch: Auszug aus Kirchenbüchern, 1841, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, I, Bund 3, Nr. 1.
8 Vgl. Taufbuch Telfes V, TLA, Mikrofilm Nr. 0658, Abschn. 7.
9 Vgl. Vermögensübergabe Hans Egger – Anna Egger, 24. Januar 1738, TLA, VB Stubai, 34/158, Bl.
43–46, hier: Bl. 46 r. – Als die Hofkammer am 25. Oktober 1713 das Hofgericht Stubai aufforderte,
über die Konzessionssituation der Wirtshäuser im Tal Bericht zu erstatten, berief sich ein Mathias
Egger aus Fulpmes – wohl Blasius Pfurtschellers späterer Schwiegervater – auf eine am 19. Juni 1706
verliehene Genehmigung für eine Bier- und Branntweinschenke. (Vgl. Konzessionen der Stubaier
Wirte, 29. Oktober 1713, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 28, 17./18. Jahrhundert, Abt. „Gast-
gewerbe, Brantweinbrennerei, Weinfuhren etc.“.)
10 Vgl. Sterbebuch Fulpmes I, TLA, Mikrofilm Nr. 0661, Abschn. 5.
11 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Anna Egger, 16. Januar 1750, TLA, VB Stubai, 34/173, Bl. 28
v–32 r.
12 Vgl. „Verzeichnis der Stubajer Handels-Compagnien“, 23. August 1822, TLMF, Hist. Samml.,
Zünfte und Schmiede im Stubaital, Nr. 22.
13 Vgl. Taufbuch Telfes V, TLA, Mikrofilm Nr. 0658, Abschn. 7. – Aufgrund der in Anmerkung 6
erwähnten Zweideutigkeiten hinsichtlich der Identität der Braut Blasius Pfurtschellers muss dies
jedoch eine – wenngleich auch naheliegende – Annahme bleiben. (Vgl. Anm. 6.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435