Seite - 319 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 319
im Ausland befindlichen Blasius und die bereits mit Matthäus Oberacher verheiratete
Barbara gab es jeweils lediglich 8 Gulden:
„[…] die 2 weichende Kind. und Geschwistriget anbelangend solle sie jeden fir ein Vätter-
liches angedenckhen, weillen es ein mehrers nit ertragt, 8 f thuet bayden miteinander 16 f
hinauß geben.“20
Blasius Pfurtscheller dürfte also in den Jahren, in denen er laut den Angaben seines
Enkels Michael im Ausland war, erfolgreich gewirtschaftet haben: Immerhin wurde
er offensichtlich 1739 als standesgemäßer Bräutigam für die – angesichts des Besit-
zes einer Behausung mit Bier- und Branntweinschänke im Wert von 600 Gulden,
besonders aber im Hinblick auf das im Vergleich bescheidene väterliche Erbe Blasius
Pfurtschellers in der Höhe von acht Gulden – wohl als relativ wohlhabend einzu-
schätzende Anna Egger erachtet. Dieser Umstand rechtfertigt die auf Grundlage der
vorliegenden Quellen nicht nachweisbare Vermutung des wirtschaftlichen Erfolgs
Blasius Pfurtschellers wohl.21 Wenig später, im Jahr 1742, habe dieser dann laut
den Angaben seines Enkels Michael aus dem Jahr 1822 damit begonnen, mit Eisen-
waren zu handeln.22 Ein weiteres wirtschaftliches Standbein neben der Bier- und
Branntweinschenke und der Handelstätigkeit war wohl eine 1756 begründete Krä-
mereihandlung.23
Michael Pfurtschellers Vater Matthäus übernahm die Geschäfte schon gut ein Jahr
vor dem Tod Blasius’ am 20. September 1773,24 starb jedoch selbst bereits wenige
Jahre später, am 1. Dezember 1777.25 1779 heiratete Michael Pfurtschellers Mutter
20 Verlassenschaftsabhandlung Rupert Pfurtscheller, 15. Januar 1725, TLA, VB Stubai, 34/141, Bl.
22–28, hier: Bl. 28 r. – Granichstaedten-Czerva schreibt, Blasius Pfurtscheller hätte den „Gran-
der-Hof“ in der Neder (Neustift) besessen. Aufgrund der Verlassenschaftsabhandlung Rupert Pfurt-
schellers und der folgenden Verfachbuchjahrgänge lässt sich diese Angabe nicht nachvollziehen.
(Vgl. Granichstaedten-Czerva, Familiengeschichte, 1954, S. 114.)
21 Vgl. Vermögensübergabe Hans Egger – Anna Egger, 24. Januar 1738, TLA, VB Stubai, 34/158, Bl.
43–46.
22 Vgl. „Verzeichnis der Stubajer Handels-Compagnien“, 23. August 1822, TLMF, Hist. Samml.,
Zünfte und Schmiede im Stubaital, Nr. 22.
23 Vgl. Auszug aus Kirchenbüchern, 1841, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 3, Nr. 1.
24 Die Vermögens- und damit auch Geschäftsübergabe erfolgte laut Verfachbuch am 6. Juli 1772. (Vgl.
Vermögensübergabe Blasius Pfurtscheller – Matthäus Pfurtscheller, 6. Juli 1772, TLA, VB Stubai,
34/200, Bl. 303–313; sowie: Verlassenschaftsabhandlung Blasius Pfurtscheller, 6. Oktober 1773,
TLA, VB Stubai, 34/201, Bl. 291–299.)
25 Vgl. „Verzeichnis der Stubajer Handels-Compagnien“, 23. August 1822, TLMF, Hist. Samml.,
Zünfte und Schmiede im Stubaital, Nr. 22; sowie: Sterbebuch Fulpmes I, TLA, Mikrofilm Nr.
0661, Abschn. 5. – Obwohl aus dem Sterbebuch von Fulpmes eindeutig der 1. Dezember 1777 als
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435