Seite - 336 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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336 5. Familie Pfurtscheller
Schon bald nach der alleinigen Übernahme der Handelsgeschäfte durch Pfurt-
scheller, noch im Jahr 1811, starben seine Mutter – am 16. Oktober – und der
Stiefbruder – am 20. November.98 Da er unverheiratet und seine Eltern bereits
verstorben waren, hatte Franz Volderauer seine Stiefgeschwister Theresia und Mi-
chael Pfurtscheller als Alleinerben eingesetzt. Und dieses Erbe war beträchtlich.
Insgesamt betrugen die Aktiva des Franz Volderauer’schen Vermögens rund 33.000
Gulden, dazu zählten unter anderem eine ganze Behausung, eine Handschmiede
und mehrere landwirtschaftliche Grundstücke. Dem standen Passiva in der Höhe
von 12.000 Gulden gegenüber.99 Michael Pfurtscheller bekam den Großteil der
Liegenschaften seines Stiefbruders zugesprochen. Dadurch vergrößerte sich zum
einen sein landwirtschaftlicher Grundbesitz, und außerdem wurde er dadurch auch
zweifacher Hausbesitzer. Er erbte nämlich auch jene Behausung, die im Jahre 1805
für seinen Stiefbruder gekauft worden war. Insgesamt erhielt Pfurtscheller Immo-
bilien im Wert von rund 7400 Gulden. Schulden, die Michael Pfurtscheller infolge
der Verlassenschaftsabhandlungen seiner Mutter und seines Stiefvaters bei seinem
Stiefbruder hatte, wurden ihm von diesem testamentarisch weitestgehend nach-
gelassen.100 So ging auch ein beträchtlicher Teil der Abfindung, die Franz Volde-
rauer erst im Frühjahr aus dem Gesellschaftsvermögen der Eisenwarenhandlung
für seinen Ausstieg aus dem Geschäft erhalten hatte, wiederum auf Michael Pfurt-
scheller über.101 Der Stiefschwester Theresia Pfurtscheller wurden im Gegenzug die
Forderungsrechte über rund 10.450 Gulden zediert, die Franz Volderauer gegen-
über etwa 70 Schuldnern innegehabt hatte.102 Gertraud Wiesflecker, die allein der
Verlassenschaftsabhandlung ihres zweiten Ehemannes Johann Volderauer im Jahr
1799 ein Vermögen von rund 14.300 Gulden zu verdanken hatte, vermachte ihren
Besitz ebenfalls ihrem Sohn Michael Pfurtscheller. Sie dürfte ihr Vermögen von
rund 20.800 Gulden allerdings bereits am 13. Mai 1805 – also wenige Monate vor
dessen Hochzeit mit Anna Lener – im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung
an ihren Sohn Michael übergeben haben. Dieser hatte nach dem Tod seiner Mutter
98 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Franz Volderauer, 18./19. August 1812, TLA, VB Stubai, Register-
teil 2, 34/245, Bl. 108–145; sowie: Verlassenschaftsabhandlung Gertraud Wiesflecker, 7. November
1811, TLA, VB Stubai, 34/245, Registerteil 2, Bl. 1–3; sowie: Sterbebuch Fulpmes II, TLA, Mikro-
film Nr. 0661, Abschn. 6.
99 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Franz Volderauer, 18./19. August 1812, TLA, VB Stubai, 34/245,
Registerteil 2, Bl. 108–145.
100 Vgl. ebd., Bl. 134–145.
101 Vgl. Vermögensaufteilung Franz Volderauer – Michael Pfurtscheller, 8. April 1811, TLA, VB Stubai,
34/244, Registerteil 3, Bl. 39–55.
102 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Franz Volderauer, 18./19. August 1812, TLA, VB Stubai, 34/245,
Registerteil 2, Bl. 134–145.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435