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5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 347
Schreiben – es handelt sich wahrscheinlich um ein Begleitschreiben zu einem Brief
Johanns – teilt er seinem Sohn Franz Wissenswertes über die Valsugana, die Ein-
satzregion der Stubaier Kompanie, mit.154 Mehrfach – auch in seinen Nachschriften
zu den Briefen Johann Pfurtschellers – ersucht er Franz außerdem, Tagebuch über
seine Erlebnisse zu führen, zumindest den mitausgezogenen Feldpater Anton Eberle
dazu anzuhalten.155 „Hinter Bozen erst zeugt sich eine Fruchtbare u. weittere Welt,
die junge Mannschaft, solle sich vorwitzig alle die vielen Ortschaften, Flüße, Berge
und Städte Aufschreiben, auf dasselbe bei ihrer Rückkehr – daß gesehene beßer und
richtig erzählen können!“, so begründet er seine Aufforderung.156 Schwester Anna be-
richtet von den Vorgängen in Innsbruck. Dort gehe es zu „wie in einer Hauptstadt“,
seit der Kaiser eingetroffen sei.157
Auch familiäre Angelegenheiten, wie die gesundheitlichen Probleme des Bruders
Ferdinand158, die der Familie offensichtlich Sorgen bereiteten, werden sowohl in
den Briefen Johanns als auch in dem von Anna erörtert.159 Außerdem beschäftigte
Johann offenbar die Idee seines Vaters, trotz des Krieges in Oberitalien mit dem
16-jährigen Bruder Anton Pfurtscheller „eine Lustreise“ nach Venedig und Triest zu
unternehmen. Johann ist strikt dagegen:
„ich bin ungemein geaergert, daß der Vater in dieser unglückseeligen Zeit eine Lustreise
machen will, wofür uns nicht nur aller Verdienst aufhört sondern so vieles auf’n Spiel
steht, ich kann mir einen solchen Leichtsinn gar nicht ausreden denn der Anton verfeyert
hier seine Zeit, d.h. sie vergeht er wird alt wenn er von Triest zurückkommt, abwarten bis
Friede wird ist ein ungewisser Handel, und wenn Friede wird kann ihn der Vater ja dann
heimsuchen und auch die Merkwürdigkeiten Venedigs zeigen – ich lasse den Anton nicht
154 Michael Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, o. D., TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1,
Nr. 61.
155 Vgl. TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 53, 55 u. 61. – Tatsächlich erschienen die Er-
innerungen des Feldpaters Eberle unter dem Titel „Eine Tiroler Schützen-Kompagnie im wälschen
Grenzkriege des Jahres 1848“ 1849 im Druck. (Vgl. Eberle, Eine Tiroler Schützen-Kompagnie,
1849.)
156 Johann Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 2. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV,
Bund 1, Nr. 55.
157 Anna Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 29. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund
1, Nr. 118.
158 Ferdinand Pfurtscheller, in Fulpmes am 21. September 1821 geboren, starb am 9. April 1849, wohl
an den Folgen jener Krankheit, die in den oben genannten Briefen aus dem Jahr 1848 thematisiert
worden war. (Vgl. Taufbuch Fulpmes I u. II, TLA, Mikrofilm Nr. 0660, Abschn. 3 u. 4; sowie: Ver-
lassenschaftsabhandlung Ferdinand Pfurtscheller, 9. Juli 1849, TLA, VB Stubai, 34/329, Bl. 33 f.)
159 Vgl. TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 60, 62 u. 118.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435