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5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 351
vorhandenen Quellen nicht definitiv eruieren.172 Adolf Hueber schreibt zumindest
über die Ausbildung von Johann und Franz Pfurtscheller – leider wiederum ohne
jedwede Quellenangabe – Folgendes:
„Werfen wir jetzt einen Blick auf Pfurtschellers Familienleben. Seinen Kindern liess er eine
sorgfältige Erziehung angedeihen; besonders viel that er für die Ausbildung seiner beiden
ältesten Söhne Johann und Franz173; der erstere verweilte längere Zeit in Roveredo und
dann in Vevey am Genfersee, Franz in Roveredo.“174
Wo und wie genau Johann und Franz ausgebildet wurden, lässt sich heute – diese
Problematik wurde für deren Vater, Michael Pfurtscheller, bereits angesprochen –
kaum noch konkret nachvollziehen, zu sporadisch sind die dahingehend vorhan-
denen Hinweise.175 Gewisse Parallelen lassen sich unter Umständen ausgehend von
Joseph Pfurtscheller, dem wie bereits erwähnt 1835 in der „Irrenanstalt“ in Hall ver-
storbenen älteren Halbbruder von Johann und Franz, ziehen. In dessen Kranken-
beziehungsweise „Irrengeschichte“ wird im Zuge der Anamnese Folgendes bemerkt:
„Joseph Pfurtscheller – Kaufmannssohn von Vulpmes im Thale Stubay – 24 Jahre alt, kath.
Religion, ledigen Standes – wurde von seinem Vater zur Handlung verwendet, u. zu fernern
Ausbildung im Jahre 1822 nach Verona geschickt.
[…] Nach 2 Jahren wurde er wegen Geisteskrankheit, die man für Heimweh hielt, nach
Hause gebracht, wo sich sein Zustand wieder besserte. Nach einigen Jahren kam er nach
Feldkirch, von wo er im Jahre 1831 wieder nach Hause gebracht wurde.“176
Joseph war also bereits im kindlichen Alter von 13 Jahren – wohl direkt im Anschluss
an den Besuch der Trivialschule – nach Verona geschickt worden, um dort in einem
– wohl mit Pfurtscheller geschäftlich verbundenen – Handelshaus in die Lehre zu
172 Hierzu ist zu bemerken, dass Pfurtscheller hier den Begriff „bürgerlich“ rein als Abgrenzung zu einer
geistlich-klösterlichen Erziehung und somit abseits von sozioökonomischen und -kulturellen Aufla-
dungen gebraucht.
173 Johann und Franz waren die ältesten Söhne aus Michael Pfurtschellers zweiter Ehe. Sie übernahmen,
wie bereits mehrfach erwähnt, 1844 die Geschäfte ihres Vaters. Ihre Halbbrüder Joseph und Alois
waren noch älter. (Vgl. Taufbuch Fulpmes I u. II, TLA, Mikrofilm Nr. 0660, Abschn. 3 u. 4.)
174 Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 37.
175 Auf die Hinweise, Anton Pfurtscheller – ein jüngerer Bruder von Johann und Franz – dürfte zumin-
dest einen Teil seiner Lehrzeit in Triest verbracht haben, wurde bereits hingewiesen. (Vgl. Kap. 2.3.,
Anm. 45.)
176 Patientenakt Joseph Pfurtscheller, 1833–1835, Historisches Archiv Landeskrankenhaus Hall i. T.
(Psychiatrie).
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435