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356 5. Familie Pfurtscheller
Zinsen wurden jeweils an die beiden ausgezahlt.198 In den wesentlichen Punkten ent-
sprachen die beiden Einstandsverträge damit ganz den obrigkeitlichen Vorgaben im
erwähnten „Amts-Unterricht“ aus dem Jahr 1828. Der diesem als Beilage beigefügte
Mustervertrag wurde nahezu wörtlich übernommen.199 Für die hohen Barausgaben
von insgesamt 1550 Gulden entschied sich Pfurtscheller mit Absicht. 200 Es war ihm
freigestellt, das Einstandsgeld entweder in bar zu deponieren oder es „pupillarmäßig
zu versichern“, also dem Einstandsmann die Zahlung auf Vollendung der Dienstzeit
in Aussicht zu stellen und dafür den eigenen Realitätenbesitz bis dahin als Sicherheit
zu verschreiben.201 Ob aus dem Umstand, dass im angesprochenen Mustervertrag
zwar vier verschiedene Textvarianten einer solchen „pupillarmäßigen Versicherung“
vorgedruckt sind,202 für die Möglichkeit eines Bardepots jedoch keine, der Schluss
ableitbar ist, dass Letztere eher die Ausnahme bildeten, ist fraglich.203
Jedenfalls hatte Michael Pfurtscheller bei seinem Ansuchen an das Kreisamt in
Schwaz um Erlaubnis zur Stellung zweier Ersatzmänner für seine beiden Söhne das
Landgericht Mieders auf seiner Seite, wie das von Landrichter Alois von Guggenberg
unterzeichnete Begleitschreiben zum Losungsprotokoll zeigt:
siten- und als solche hinterlegten Geldcapitalien“ wie es eben wohl auch die Bareinlagen Michael
Pfurtschellers für die Einstandsmänner seiner beiden Söhne waren. (Vgl. Einstandsmann für Johann
Pfurtscheller, 10. Dezember 1839, TLA, VB Stubai, 34/308, Bl. 365; sowie: [Ferdinand Leopold
Graf Schirnding], Österreich im Jahre 1840. Staat und Staatsverwaltung, Verfassung und Cultur,
Bd. 1, Leipzig 1840, S. 151–155. – Zur Identität des letzteren Autors vgl. Wurzbach, Lexikon, Bd.
30, 1875, S. 36–38.)
198 Vgl. Einstandsmann für Franz Pfurtscheller, 2. Dezember 1839, TLA, VB Stubai, 34/308, Bl. 364;
sowie: Einstandsmann für Johann Pfurtscheller, 10. Dezember 1839, TLA, VB Stubai, 34/308, Bl.
365.
199 Vgl. „Amts-Unterricht zur Ergänzung des Kaiser-Jäger-Regiments für die politischen Behörden“,
1828, TLA-Bib., Sign. 3958, Beil. 10. – Das Kreisamt war in die Errichtung der Einstandsverträge
eingebunden. Entwürfe derselben wurden vorab nach Schwaz geschickt, dort mit Korrekturen ver-
sehen und dann an das Landgericht Mieders zurückgesandt. (Vgl. LG Mieders an KA Schwaz, 18.
November 1839, TLA, Aktenserie KA Schwaz, Fasz. 437, Abt. Komplettierungsakten 1839, LG
Mieders; sowie: LG Mieders an KA Schwaz, 2. Dezember 1839, TLA, Aktenserie KA Schwaz, Fasz.
437, Abt. Komplettierungsakten 1839, LG Mieders.)
200 Vgl. Einstandsmann für Franz Pfurtscheller, 2. Dezember 1839, TLA, VB Stubai, 34/308, Bl. 364;
sowie: Einstandsmann für Johann Pfurtscheller, 10. Dezember 1839, TLA, VB Stubai, 34/308, Bl.
365.
201 Vgl. „Amts-Unterricht zur Ergänzung des Kaiser-Jäger-Regiments für die politischen Behörden“,
1828, TLA-Bib., Sign. 3958, § 26, S. 49.
202 Vgl. „Amts-Unterricht zur Ergänzung des Kaiser-Jäger-Regiments für die politischen Behörden“,
1828, TLA-Bib., Sign. 3958, Beil. 10.
203 Dazu wäre eine vergleichende Untersuchung der Einstandsverträge aus dieser Zeit – zumindest je-
ner aus dem Jahr 1839 – notwendig, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch aus Zeit- und
Platzgründen unterbleiben muss.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435