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368 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft
kommen der in diesem Artikel enthaltenen Zahlen zeigt jedoch im Folgenden, dass
allzu großes Vertrauen in diese Quelle nicht gerechtfertigt ist:
Hinter dem bereits erwähnten Autorenkürzel „H-g-n“ verbirgt sich ein gewisser
Nikolaus Ferdinand Högwein, der in den Jahren zwischen 1820 und 1836 mehrere
Artikel im „Bothen“ veröffentlichte.30 Zur Aktualisierung der Angaben in den von
ihm in einer Anmerkung angeführten Quellen – wie bereits erwähnt nennt er den Ar-
tikel im Innsbrucker Wochenblatt aus dem Jahr 1806, die Recherchen Dipaulis und
von Hörmanns sowie das Unterkapitel des 1816 erschienenen Buches von Hörmanns
– setzte Högwein auf die bereits erörterte schriftliche Befragung lokaler „Experten“.
Zumindest ist ein Briefwechsel zwischen ihm und Michael Pfurtscheller in dieser An-
gelegenheit nachweisbar: Im schriftlichen Nachlass Pfurtschellers sind der Entwurf
eines Schreibens Michael Pfurtschellers an Högwein sowie ein Schreiben des Letzte-
ren an Pfurtscheller erhalten, was auf einen solchen Briefwechsel schließen lässt.31
Das eigentlich Bemerkenswerte an diesen Schreiben ist nun, dass Pfurtscheller of-
fensichtlich nicht einfach nur als Informationsquelle dienen wollte, sondern zugleich
auch versuchte, den Artikel Högweins in einer Weise zu beeinflussen, wie es den Inte-
ressen des Stubaitales – respektive seinen eigenen – zugutekommen sollte. So schreibt
Pfurtscheller im erwähnten Entwurf eines Schreibens an Högwein:
30 Nikolaus beziehungsweise Niklaus Ferdinand Högwein (1772–1838) wurde wohl als „Mathias Ni-
colaus Högwein“ in Hall in Tirol geboren. Er war 1809 als Strafhaus-Amtsschreiber und 1810 als
„Polizei-Aktuar“ in Innsbruck tätig, später als „Marche-Commissair“ in Steinach am Brenner. Dort
starb er auch am 10. Juni 1838. Er war der Autor mehrerer Artikel, die in den Jahren 1820 bis
1836 im Kaiserlich Königlich privilegierten Bothen von und für Tirol und Vorarlberg veröffentlicht
wurden. Seine Themen kreisten meist um landwirtschaftliche Fragestellungen – mehrfach widmete
er sich etwa der Anwendung von Knochenmehl als Dünger –, er beschäftigte sich jedoch auch mit
Kunstgeschichte sowie historischen und topographischen Beschreibungen. Beiträge von ihm erschie-
nen 1804 auch im Innsbrucker Wochenblatt und 1810 in der Innsbrucker Zeitung. Er wird von
Thomas Albrich und Roland Sila außerdem als „großer Anhänger der Bayern“ im Jahr 1809 bezeich-
net. (Vgl. Taufbuch Hall in Tirol H, TLA, Mikrofilm Nr. 1142, Abschn. 5; sowie: Sterbebuch Stei-
nach am Brenner IV–V, TLA, Mikrofilm Nr. 0664, Abschn. 1; sowie: Albrich/Sila, Schwarzbuch,
2010, S. 170; sowie den Zettelkatalog der Bibliothek des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zum
Stichwort „Högwein“.)
31 Vgl. Entwurf Michael Pfurtscheller an Nikolaus Ferdinand Högwein, 9. August 1821, TLMF, Hist.
Samml., Schachtel „Abhandlungen. Berichte, Informationen, ‚Abschilderung‘: Bauernrichter Rit-
ten, ‚Vorstellungen‘, Notizen u. Ä.“, Abt. „Pfurtscheller: Wirtschaftliche Situation d. Stubaitals
(1822/1825)“, Nr. 4; sowie: Nikolaus Ferdinand Högwein an Michael Pfurtscheller, 14. September
1821, TLMF, Hist. Samml., Schachtel „Abhandlungen. Berichte, Informationen, ‚Abschilderung‘:
Bauernrichter Ritten, ‚Vorstellungen‘, Notizen u. Ä.“, Abt. „Pfurtscheller: Wirtschaftliche Situation
d. Stubaitals (1822/1825)“, Nr. 3.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435