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6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 373
zogs an das Landesgubernium in Innsbruck vom 7. April 1802 heißt.43 Binnen ei-
ner Frist von sechs Wochen sollten die Berichte der einzelnen Wirtschaftsämter44
eingeschickt werden.45 Die Erhebungen hatten anhand einer im Vorfeld unter der
Regie des Erzherzogs ausgearbeiteten „Instruktion“46 zu erfolgen, von der mehrere
Abdrucke dem erwähnten Schreiben Karls beilagen und die vom Landesgubernium
an die ausführenden Stellen weitergeleitet wurden.47 Sinn und Zweck dieser Staatsgü-
terbeschreibung war wohl die Schaffung einer Informationsgrundlage für anstehende
Verwaltungsreformen.48 Im Stubaital oblag die Beantwortung der in neun Rubriken49
unterteilten Fragen dem bereits mehrfach erwähnten Hofrichter Joseph von Stolz. Er
unterzeichnete seine rund 50-seitige Zusammenstellung der Antworten am 25. Mai
1802 und sandte sie dann vier Tage später an das Landesgubernium in Innsbruck.50
43 Erzherzog Karl an Landesgubernium, 7. April 1802, TLA, Jüng. Gub., Allg. Aktenserie, Fasz. 266,
Nr. 5096.
44 Im Kreis Unterinntal etwa waren das einerseits die Landrichter der Kameralherrschaften Kufstein,
Rattenberg, Freundsberg und Schwaz, Ambras, Stubai und Sonnenburg, andererseits die Innsbru-
cker „domainen urbar und forst Verwaltung“ in Innsbruck. (Vgl. Abschrift Landesgubernium an
Kreisämter, 21. April 1802, TLA, Jüng. Gub., Allg. Aktenserie, Fasz. 266, Nr. 6246/440 [liegt bei
Nr. 5096].)
45 Vgl. Erzherzog Karl an Landesgubernium, 7. April 1802, TLA, Jüng. Gub., Allg. Aktenserie, Fasz.
266, Nr. 5096.
46 Hauptverantwortlich für diese Instruktion zeichne Franz Kaspar Lehmann, so nimmt Viktor Theiss
an. (Vgl. Viktor Theiss, Leben und Wirken Erzherzog Johanns, Bd. 2, Teil 1, Graz 1969, S. 24.)
Auch Benedikt Schneider pflichtet dieser Annahme bei. (Vgl. Schneider, Land und Leute, 1994, S.
38.) Lehmann hatte an der Wiener Universität Vorlesungen aus Statistik und Geschichte gehalten,
ehe er im Mai 1801 Hofkonzipist des Hofkriegsratspräsidenten, Erzherzog Karl, wurde. (Vgl. Wurz-
bach, Lexikon, Bd. 14, 1865, S. 312 f.)
47 Vgl. Erzherzog Karl an Landesgubernium, 7. April 1802, TLA, Jüng. Gub., Allg. Aktenserie, Fasz.
266, Nr. 5096.
48 Vgl. Schneider, Land und Leute, 1994, S. 60.
49 Die neun Rubriken: „I. Über die Lage und natürliche Beschaffenheit des Gutes“; „II. Über die politi-
sche Verfassung des Gutes“; „III. Über die religiöse Verfassung des Gutes“; „IV. Von der wirthschäft-
lich, oder ökonomischen Verfassung“; „V. Von der Beschaffenheit der Förste und Waldungen“; „VI.
Über die Beschaffenheit der Produkte des Mineralreiches“; „VII. Über Einnahme, Ausgabe, und den
reinen Ertrag im Allgemeinen“; „VIII. Über die Kommerzielle Beschaffenheit des Gutes“; „IX. Von
dem Zustande der Unterthanen“. (Vgl. Staatsgüterbeschreibung Stubai 1802, 25. Mai 1802, TLA,
Handschrift Nr. 2443. – In edierter und leicht bearbeiteter Form in: Mutschlechner, Stubai, 1992,
S. 5–20.
50 Vgl. Staatsgüterbeschreibung Stubai 1802, 25. Mai 1802, TLA, Handschrift Nr. 2443. – Seitens des
Landesguberniums wurde von Stolz’ Elaborat die Aktenzahl 8480 zugewiesen. Unter dieser wurde es
auch in den Gubernialakten abgelegt. (Vgl. TLA, Gub. Rep. Domain 1802, Schlagwort „Stubai“.)
Die Zuordnung zum TLA-Bestand „Handschriften“ unter der Nr. 2443 erfolgte erst später. Im sehr
heterogenen Bestand „Handschriften“ finden sich – so Wilfried Beimrohr – auch noch weitere Er-
gebnisse der „Staatsgüterbeschreibung“. (Vgl. Beimrohr, Das Tiroler Landesarchiv, 2002, S. 59.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435