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6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 387
che Ausdifferenzierung des produzierten Warenangebotes hervorgeht.105 Produziert
wurden demzufolge – um nur einen Auszug des Sortiments wiederzugeben – unter-
schiedlichste Messertypen, verschiedene Bohrer, Kämme, Bügeleisen, Sägen, Spitz-
und Beißzangen, Scheren, Sonnenuhren, Zollstäbe, Holzraspeln, Kerzenleuchter,
Viehstriegel, Schraubstöcke, Schrauben, Küchenutensilien wie Teigrädchen, Kaffee-
mühlen oder Käsereiben, Zirkel, Mausefallen, Schafwollscheren, Hobel, Stemmei-
sen, Scharniere, Türschlösser und Blasebälge.106 „Beinahe alle Gattungen Geschmei-
de-Schmiedwaaren, deren Aufzählung hier zu weitläufig wäre, werden in Stubei
verfertiget. Nur chirurgische, astronomische und musikalische Instrumente, dann
Näh- und Stricknadeln, Waffen, feine Feilen für Künstler u.d.g. [und dergleichen]
sind hievon ausgenommen. Einige gemeine Waaren werden jedoch nur für den Bedarf
der nächsten Umgebung, folglich in einer unbedeutenden Quantität geliefert. Hieher
gehören Pfannen, Hacken, Ketten, Nägel und Wagnerarbeiten“, so der bereits mehr-
fach erwähnte Beitrag in der Zeitschrift des Ferdinandeums aus dem Jahr 1825.107
Ein Überblick über 222 verschiedene Stubaier Metallwaren der 1820er-Jahre ergibt
sich aus vier Mustertafeln, die die Gerichtsgemeinden von Michael Pfurtscheller an-
lässlich der Eröffnung des Ferdinandeums für dieses fertigen ließen und die heute
105 Vgl. „Verzeichnis der Comerzialschmiede“, 26. Dezember 1815, TLMF, Hist. Samml., Schachtel
„Zünfte – Schmiede im Stubaital“, Nr. 1–3. – Drei unterschiedliche Versionen dieses Verzeichnisses
sind in der historischen Sammlung des Landesmuseums Ferdinandeum erhalten. Nur eine stammt
jedoch – das ergibt sich aus dem Vergleich der Handschriften – aus der Feder Michael Pfurtschellers.
Es ist dies die ausführlichste, 91 – beziehungsweise 90, da die Nummer 80 nachträglich durchge-
strichen wurde – Meister umfassende Variante. Bei den beiden anderen dürfte es sich um leicht
modifizierte Abschriften handeln. In diesen werden lediglich 77 Meister gezählt. Die beiden ab-
schriftlichen Exemplare dürften doch Jahre jünger als das Original sein: Mehrfach stehen Korrektu-
ren Pfurtschellers neben den Namen der Schmiede, die auf veränderte Besitzverhältnisse hinweisen
(„jetzt …“). Neben einigen Namen finden sich auch nachträglich hinzugefügte Kreuze, was wohl
jeweils auf den Tod des Genannten hinweisen soll. Michael Pfurtscheller redigierte jedenfalls wohl
auch diese beiden Abschriften, darauf weisen die zahlreichen Anmerkungen aus seiner Feder hin.
Eine dieser Abschriften wurde von Erich Egg in dessen Beitrag zur Stubaier „Kleineisenindustrie“
1987 auszugsweise ediert. Allerdings ist hinsichtlich der Datierung eine kleine Verwechslung pas-
siert: Pfurtschellers Tabelle trägt nicht wie Egg schreibt die Datierung 26. Oktober 1815, sondern
wurde exakt zwei Monate später von Pfurtscheller signiert. (Vgl. Egg, Kleineisenindustrie, 1987, S.
244–246.)
106 Vgl. „Verzeichnis der Comerzialschmiede“, 26. Dezember 1815, TLMF, Hist. Samml., Schachtel
„Zünfte – Schmiede im Stubaital“, Nr. 1–3. – Vgl. dazu auch die Ausführungen Johann von Anrei-
ters aus dem Jahr 1808: Johann von Anreiter beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1808], Sta-
tistische Nachrichten vom Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib.,
Dip. 1035/III, Teil I.
107 O. A., Das Thal Stubei und dessen Bewohner, 1825, S. 203.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435