Seite - 390 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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390 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft
Für Pfurtscheller produzierten demzufolge Franz Mair Bohrer und Kaffeemüh-
len, Stephan Gasser „Federmesser alle sortten“, Franz Vergörer Lichtputzscheren und
Johann Lepold Küchengeräte sowie diverse Werkzeuge.111 In den Akten des Landge-
richts Mieders findet sich eine weitere Variante des bereits genannten Verzeichnisses
der Kommerzialschmiede, gerichtlich beglaubigt am 20. April 1816, die dies bestä-
tigt.112 Auf der diesem Exemplar beigefügten gedruckten Preisliste Michael Pfurt-
schellers für das Jahr 1816 findet sich der folgende handschriftliche Vermerk:
„Anmerkung. Die Vier Meistern welche Sub Nr. 78, 79–81 und 88 im geschriebenen Ver-
zeichnisse erscheinen, Benützen meine Eigenthümliche zwey Werckstädte, und Arbeiten
einzig für meine Rechnung.“113
Aus dem Verzeichnis der Kommerzialschmiede wiederum wird klar, wer die in dieser
Anmerkung genannten fünf Produzenten – Michael Pfurtscheller ist hier mit seinen
„Vier Meistern“ offensichtlich ein Fehler unterlaufen – waren, die für Pfurtscheller
arbeiteten: Unter den Nummern 78 bis 81 sind die oben bereits genannten Johann
Lepold, Stephan Gasser, Franz Mair und Franz Vergörer angeführt. Bei Nummer 88
handelt es sich um Alois Kapferer. Er war für Dreharbeiten zuständig und fertigte
außerdem Federmesser.114
„Meine Wenigkeit hat gewiß viel zur Verbesserung und Verfeinerung der daigen
Manufakturwaaren geholfen u. gethan“, schreibt Pfurtscheller im bereits erwähnten
Entwurf eines Schreibens an Nikolaus Ferdinand Högwein.115 Wie es dabei um die
Qualität der im Stubai gefertigten Waren verglichen mit solchen aus konkurrieren-
den Regionen bestellt war, ist aus heutiger Sicht und rein auf der Grundlage schrift-
licher Quellen nur schwer zu ermitteln. Für eine Auswahl von Stubaier Produkten,
die Pfurtscheller im Jahr 1820 zur Begutachtung und zur Vervollständigung einer
zentral angelegten Sammlung aller in Österreich produzierten Waren einsandte,
hatte das Polytechnische Institut in Wien jedenfalls lobende Worte übrig, die am 2.
111 Vgl. ebd.
112 Vgl. „Verzeichnis der Comerzialschmiede“ I, 20. April 1816, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 38,
1828–1830, Bündel „LG Stubai 1830 – alle Abteilungen“.
113 Vgl. Preisliste Michael Pfurtscheller, 15. April 1816, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 38, 1828–
1830, Bündel „LG Stubai 1830 – alle Abteilungen“.
114 Vgl. „Verzeichnis der Comerzialschmiede“ I, 20. April 1816, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 38,
1828–1830, Bündel „LG Stubai 1830 – alle Abteilungen“.
115 Vgl. Entwurf Michael Pfurtscheller an Nikolaus Ferdinand Högwein, 9. August 1821, TLMF, Hist.
Samml., Schachtel „Abhandlungen. Berichte, Informationen, ‚Abschilderung‘: Bauernrichter Rit-
ten, ‚Vorstellungen‘, Notizen u. Ä.“, Abt. „Pfurtscheller: Wirtschaftliche Situation d. Stubaitals
(1822/1825)“, Nr. 4.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435