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6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 417
führt209 und sich sehr um das Gemeinwesen bemüht, in den „fürgeweßten Kriegszei-
ten“ viel geopfert und außerdem „10 lebende Kinder“ zu versorgen, heißt es da unter
anderem.210
Das Landesgubernium jedenfalls stellte das Schreiben Pfurtschellers zurück an das
mittlerweile zuständige, neue Landgericht in Mieders. Schließlich handle es sich dabei
nicht – wie von Pfurtscheller angekündigt – um einen Rekurs gegen das erwähnte Urteil
des Landgerichts Matrei, sondern um ein Ansuchen um eine Konzessionserteilung.211
Obwohl seitens der Gemeindevorstehung von Fulpmes das Ansuchen Pfurtschel-
lers ausdrücklich begrüßt wurde – „selbe Wiederhohlte[n] den Wunsch nämlich;
das dem Bittsteller das ansuchen in ganzen Umfange bewilliget werden Möchte! –
weil hiedurch der Nutzen des Publikums befördert, und das monopol eines einzigen
Wirthes beschränkt wird“212 – lehnte Landrichter von Guggenberg, der die schriftli-
che Stellungnahme der Gemeindevorstehung veranlasst hatte,213 das Ansuchen Pfurt-
schellers ab.214 Das Angebot des Anton Lutz sei ausreichend, bislang habe es noch nie
Klagen über diesen gegeben, so der Landrichter. Zwölf Tage später legte Pfurtscheller
wiederum Rekurs gegen diese Entscheidung beim Landesgubernium ein:
„Der gehorsamst unterzeichnete [Pfurtscheller] hat das bittliche Ansuchen gestellt, daß ihm
eine personelle Schildwirthsgerechtsame verliehen werde, wurde aber von dem Löblichen
K.K. Landgericht Mieders nach den beiliegenden Decret von 2/4 d. M.215 Lit. A. mit sei-
209 Auch im unter seiner Regie zusammengestellten Verzeichnis seiner Urkunden und Zeugnisse er-
scheint Michael Pfurtscheller – wenig überraschend – als vorbildhafter Wirt. So sei ihm am 2. Ok-
tober 1826 – wohl im Zusammenhang mit dem hier thematisierten Ansuchen um eine „Schild-
wirtsgerechtsame“ – vom Landgericht ein im Original nicht überliefertes Zeugnis für vorbildliche
Einhaltung der Polizeistunde und für Verhinderung von Raufhändeln in seinem Wirtshaus ausge-
stellt worden. (Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, I, Bund 1, Nr. 51, Eintrag zum 2. Oktober 1826.)
210 Vgl. Pfurtscheller an Landesgubernium, 30. Oktober 1826, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35,
1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels).
211 Vgl. ebd. – Auf der Rückseite des Schreibens findet sich der entsprechende Vermerk des Landesbe-
amten vom 7. November 1826.
212 Gemeindevorstehung Fulpmes an LG Mieders, 19. November 1826, TLA, Aktenserie LG Mieders,
Fasz. 35, 1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels).
213 Vgl. LG Mieders an Gemeindevorstehung Fulpmes, 14. November 1826, TLA, Aktenserie LG Mie-
ders, Fasz. 35, 1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels).
214 Vgl. LG Mieders an Gemeindevorstehung Fulpmes, 2. April 1827, TLA, Aktenserie LG Mieders,
Fasz. 35, 1800–1827 (loses, ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels). – Aus dem
Vermerk auf der Rückseite dieses Schreibens geht hervor, dass eine Abschrift auch an Michael Pfurt-
scheller gesandt wurde.
215 Vgl. Anm. 214.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435