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6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 419
Tatsächlich orientierte sich die zuständige Landesstelle an diesem Bericht von Gug-
genbergs. Der Rekurs Michael Pfurtschellers gegen die Entscheidung des Landge-
richts Mieders, ihm keine Schildwirtsgerechtsame zu verleihen, wurde am 6. Juli
1827 abgelehnt.219
Das Pfurtscheller’sche Wirtshaus blieb also wohl weiterhin eine Wein- und Bier-
schenke, das Wirtshaus des Anton Lutz die einzige Taferne. In den untersuchten
Quellen finden sich jedenfalls keinerlei Hinweise darauf, dass Pfurtscheller den ihm
noch offenstehenden Weg eines Rekurses bei der Hofkanzlei in Wien eingeschlagen
hätte.220 Offenbar suchte er jedoch im Jahr 1832 abermals um die Verleihung einer
Schildwirtsgerechtsame an. Diesmal hielt er sich jedoch wohl gar nicht erst an den
üblichen Amtsweg, sondern wandte sich gleich an die Hofkanzlei in Wien. Das geht
zumindest aus einem in den Akten des Landgerichtes Mieders erhaltenen Schreiben
des Kreisamtes Schwaz vom Frühjahr 1833 hervor. Pfurtscheller wird darin aufge-
fordert, sein Ansuchen auf dem vorgesehenen Weg an das zuständige Landgericht zu
stellen:
„Die h. Hofkanzlei hat mit Reskript vom 8ten l. Mts [8. April 1833] Z. 7875 der h. Lan-
desstelle eröffnet, daß in Folge einer unterm 31ten März 1833 herabgelangten allh. Ent-
schließung die Amtshandlung über die Bitte des Michael Pfurtscheller zu Vulpmes um
Verleihung einer Wirthsgerechtsame dem Gubernium überlaßen werde.
Zufolge h. gub. Dekrets vom 24ten d. Mts. [24. April 1833] Z. 8504/1010 erhält daher das
k.k. Landgericht in Erledigung seines Berichtes vom 24. September v. Js. [vorigen Jahres]
Z. 1211, deßen Beilagen zurückfolgen, den Auftrag, den Bittsteller zu verständigen, daß es
ihm überlassen bleibe, sein Gesuch um die Gewerbs Verleihung im Wege der Ordnung bei
dem Landgerichte Mieders zu erneuern, wo sohin dieser Gegenstand nach den Gesetzen
zu verhandeln kömmt, und bei einem allenfalligen Rekurse durch dieses Kreisamt höhern
Orts zu leiten ist.“221
Ob Pfurtscheller daraufhin tatsächlich den in diesem Schreiben angeregten Weg ei-
nes neuerlichen Ansuchens um eine Schildwirtsgerechtsame beim Landgericht in
Mieders einschlug, ist unklar. Zu bezweifeln ist allerdings, dass er damit überhaupt
Erfolg gehabt hätte beziehungsweise hatte. Der im eben zitierten Schreiben erwähnte
Bericht des Landgerichts Mieders bezüglich der Pfurtscheller’schen Konzessionsfrage
219 Vgl. Landesstelle an LG Mieders, 6. Juli 1827, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 35, 1800–1827
(loses, ungeordnetes Aktenmaterial ganz am Ende dieses Faszikels).
220 Vgl. ebd.
221 Vgl. KA Schwaz an LG Mieders, 28. April 1833, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 34, 1833, Abt.
IX.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435