Seite - 16 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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16 Einleitung
In einem ersten Schritt wird der Frage nachgegangen, wodurch im Kommuni
kationsraum der Habsburgermonarchie die durch »Übersetzung« im weitesten
Sinn generierten kulturellen Konstruktionen bedingt waren ; zu diesem Zweck
wird eine Übersetzungstypologie erstellt, die die Bandbreite der translatorischen
Handlungen, die für die Kommunikation in und mit der Habsburgermonarchie
konstitutiv waren und die zu diesen kulturellen Konstruktionen beitragen, zu er
fassen vermag. Umfangreiche Archivstudien stellen unter anderem die Grund
lage für dieses Unterfangen dar. Die Typologisierung der verschiedenen Über
setzungsformen erfolgt vor dem Hintergrund des »habsburgischen Babylon«,
also der Praxis der Sprachverwendung im Kontext der aufkommenden Natio
nalitätenkonflikte und der nicht zuletzt daraus resultierenden sprachrelevanten
Gesetzgebungen. Neben den als »habitualisiertes Übersetzen« (in asymmetri
schen Bezugsrahmen erfolgte Kommunikation auf der Grundlage von Zwei
und Mehrsprachigkeit) bzw. »institutionalisiertes Übersetzen« (differenzierter
Umgang mit Sprachenvielfalt auf gesetzlicher Basis, also Schule, Heer, Beam
tInnenwesen) zu bezeichnenden Handlungsfeldern werden jene Bereiche näher
behandelt, wo die translatorische Tätigkeit explizit kulturkonstruierend operiert.
Hier wird die Übersetzung von Gesetzestexten (Stichwort : »Redaktionsbureau
des Reichsgesetzblattes«, »Terminologiekommission«) ebenso beleuchtet wie
das Übersetzen im Ministerium des Äußern (»Sektion für Chiffrewesen und
translatorische Arbeiten«) und im Kriegsministerium (»Evidenzbureau«) ; des
Gleichen wird dem literarischen Übersetzen und der Ausbildung von »Dra
gomanen« ausreichend Platz eingeräumt. Eine präzise Konzeptualisierung des
translatorischen »Vermittlungsraumes« kann jedoch nur auf der Basis methodi
scher Grundlagen rekonstruiert werden, die akteurInnenbezogen die einzelnen
Konstruktionsprozesse auszuleuchten imstande sind. In einem zweiten Analy
seschritt wird dieses Vorhaben mittels der Kultursoziologie von Pierre Bourdieu
konkretisiert, die kritisch beleuchtet und aufgrund mangelnder Instrumenta
rien, die vor allem dem Kriterium der Vermittlung gerecht werden können, durch
kulturwissenschaftliche Kategorien dynamisiert wird.
Das im engeren Sinn translatorische Korpus, das diesen Untersuchungen
zugrunde gelegt wird, umschließt im Rahmen der Texte, die im Zeitraum zwi
schen 1848 bis 1918 in Verlagen der Habsburgermonarchie erschienen, einen
Makro und einen Mikrokontext. Auf der Makroebene wird eine quantitative
Analyse von 14 Übersetzungsbibliografien angestellt, die unter anderem die Di
versifizierung der Verhältnisse von kultureller Produktion und Leseverhalten im
Untersuchungszeitraum widerspiegeln. Diese Untersuchung stellt den Rahmen
für die Detailanalyse deutschsprachiger Übersetzungen aus dem Italienischen
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437