Seite - 17 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Einleitung 17
dar, die nach Parametern wie Genre, Verlagsort, Publikationsart, Geschlecht der
AutorInnen bzw. ÜbersetzerInnen u.a. untersucht werden ; die Daten der in der
Habsburgermonarchie produzierten Übersetzungen werden in einigen ausge
suchten Parametern mit jenen der im Deutschen Reich im gleichen Zeitraum
publizierten Übersetzungen aus dem Italienischen korreliert. Die Übersetzun
gen beschränken sich bei Weitem nicht auf literarische Texte, sondern umfassen
überdies kunsthistorische und religiöse/theologische Schriften sowie zahlreiche
naturwissenschaftliche (darunter medizinische, psychologische oder kriminal
psychologische) und geisteswissenschaftliche (vorrangig philosophische, kultur
historische und literarische) Fachtexte.
Die Auswahl der Jahre 1848 bis 1918 für den Zeitraum der Untersuchung
soll nicht ausschließlich als Start und Endpunkte bestimmter Entwicklungen
(etwa im literarischen oder wissenschaftlichen Feld) gesehen werden – dies ist
in Anbetracht der Vielfalt an Untersuchungsbereichen, die hier zur Diskussion
stehen, auch gar nicht möglich –, sondern markiert in erster Linie historische
Zäsuren : Gilt das Jahr 1848 – auch in kritischer Sicht – als nachhaltiger Wende
punkt in der politischen und sozialen Ordnung der habsburgischen Geschichte,
kennzeichnet 1918 das Ende der Habsburgermonarchie und damit des hier
untersuchten plurikulturellen Kontextes der Übersetzungstätigkeit. Revolutio
näre Prozesse, auch wenn sie nie richtig zur Entfaltung kommen können oder
im Laufe der Zeit größtenteils ihre Spannkraft verlieren, bewirken zumeist das
Aufkommen neuer TrägerInnenschaften und die Umverteilung von Kompeten
zen in staatlichen und privaten Institutionen, was auch auf die translatorische
Tätigkeit nicht ohne Auswirkungen bleibt. Spezifisch für das italienisch habs
burgische Verhältnis bedeutet das Jahr 1848 einen markanten Einschnitt in die
italienischen Unabhängigkeitsbestrebungen, deren Auswirkungen im Detail zu
untersuchen sein werden.
Ein erweiterter Übersetzungsbegriff, wie er in der vorliegenden Arbeit ver
wendet wird, eröffnet ein breites Feld der gesellschaftlichen und politischen Pra
xis. Um weiterhin ihrer gesellschaftspolitischen Rolle gerecht zu werden, muss
sich die Translationswissenschaft mit den hier angerissenen und im Kontext
des »translatorischen Vermittlungsraums« der Habsburgermonarchie abgehan
delten Fragen auseinandersetzen und sie für sich fruchtbar machen. In diesem
Zusammenhang gilt es, breite Vorstellungen von Translation verstärkt in die
Herausforderungen pluriethnischer Gemeinschaften wie etwa die Europäische
Union einzubringen und über den noch immer weithin verbreiteten dienenden
Charakter von Übersetzen und Dolmetschen hinauszugehen. Die Habsbur
germonarchie kann in diesem Sinn als Experimentierstelle für die EU wirken,
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437