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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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20 Zur soziologischen Verortung von Translation sowohl orientierende als auch legitimierende Funktion. François Lyotard ortet zentrifugale Kräfte wie Dezentralisierung, Pluralisierung oder Partikularisie­ rung als Einflussgrößen für eine Krise des Wissens und der Auseinandersetzung mit diesem Wissen. Im Zuge einer verstärkten Zersplitterung (»éclatement«) und Differenziertheit dienen die »großen Erzählungen« (»grands récits«) so­ mit nicht mehr als individuelle und kollektive Legitimierungen, die »Sehnsucht nach der verlorenen Erzählung ist für den Großteil der Menschen selbst ver­ loren« (Lyotard 1994 : 122). Anstelle der »grands récits« treten vielmehr die Delegitimierung alter Wertmuster und die durch stets neu zu konturierenden Identitätskonstruktionen hervorgerufenen gegenseitigen Abgrenzungen und Hybridisierungen. Diese »postmoderne« Befindlichkeit ist nicht erst für das ausgehende 20. Jahrhundert zutreffend, sondern zeigt, wie Lyotard betont, be­ reits in der Wiener Moderne ihre Symptome, als eine stark ausdifferenzierte Lebenswelt allmählich keine verbindlichen Deutungen mehr zuließ. Die hier geschilderten Entwicklungen machen auch vor der Translationswis­ senschaft nicht Halt. Im Rahmen einer Disziplin, deren Etablierung als univer­ sitäres Fach erst relativ kurz zurückliegt und die weiterhin um Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ringt, besteht einerseits die Gefahr, das Rad ständig neu zu erfinden und in anderen Disziplinen längst erprobte Methoden oder Denk­ modelle von Beginn an neu zu »erforschen«, andererseits eröffnet sich innerhalb dieses Ringens um Anerkennung sowohl in wissenschaftstheoretischer als auch forschungsorganisatorischer Sicht die Chance, ein breites Experimentierfeld zu entwerfen, in dem – vergleichsweise – wenig Traditionslinien und festgegrün­ dete Gedankengebäude den Forschungsschwung zu stoppen vermögen und das – freilich unter kritischer Berücksichtigung bestehender wissenssoziologischer Paradigmen und in Anlehnung an grundlegende Fragen der Wissenschaftsfor­ schung – die Erarbeitung und Erprobung theoretischer Konzepte und methodi­ scher Modelle in epistemologischer wie heuristischer Perspektive erlaubt, ohne stets auf oft traditionsreiche, der Disziplin inhärente wissenschaftshistorische Überlegungen Bedacht nehmen zu müssen. Doch wird dieses Potenzial von der Translationswissenschaft auch tatsächlich ausreichend genutzt bzw. ausgereizt ? Es scheint nicht zuletzt diesen Voraussetzungen zu verdanken zu sein, dass vor allem die wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung mit translato­ rischen Phänomenen in letzter Zeit insgesamt eine beachtliche Erweiterung erfahren hat. Impulse kommen vor allem von philosophischer Seite (vgl. etwa Hirsch 1997, Buden/Nowotny 2009), aber auch allgemein kulturwissenschaft­ liche (vgl. Bronfen/Marius/Steffen 1997, Bhabha 2000, Wagner 2009), anthro­ pologische (Maranhão/Streck 2003, Rubel/Rosman 2003) und feministische
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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