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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 31 Subjekte jedoch gerade nicht auf ethnische oder andere Positionen festzulegen, sondern er stellt den Bereich der Überschreitung jener divergierenden ethni­ schen, klassenspezifischen und geschlechtsspezifischen Zugehörigkeiten oder Zuschreibungen hervor, die nur in ihrer »Verknotung« das individuelle Subjekt ausmachen können. Und dieses Subjekt ist gefordert, über die beschränkenden, da reduzierenden Identitätsansprüche, die von herkömmlichen Kulturkonzep­ ten an es gestellt werden, hinauszugehen, ohne diese Erbschaft zu verleugnen oder auch zu verdrängen (Bronfen 2000 : IX, XI). Kultur ist somit nicht mehr eine Instanz, die Traditionen und Identitäten zu ihrem Fortbestehen verhilft, sondern ist durch das Zusammenfließen von Prozessen der Sinnzuschreibungen gekennzeichnet, ist ein mehr oder weniger dichtes Netzwerk von Symbolen und Bedeutungen. Im Kulturkonzept von Homi Bhabha ist das Moment der Begegnung durch Migration eine zentrale Denkform, durch die es zu kontinuierlichen Diskon­ tinuitäten, Brüchen und Differenzen kommt. Das Ergebnis dieser Berührun­ gen impliziert laut Bhabha hybride Befindlichkeiten, die für Migrationskultu­ ren kennzeichnend sind. Obwohl Hybridität inzwischen als ein beinahe zum Modewort verkommener Terminus gelten kann, birgt das Konzept eine gewisse Sprengkraft in sich, führt doch laut Robert Young seine Anwendung zu »ques­ tions about the ways in which contemporary thinking has broken absolutely with the racialized formulations of the past (Young 1995 : 6). Unter Hybridität wird das Ergebnis aus kultureller Begegnung, aus der Berührung von Räumen verstanden, die zur Veränderung aller Beteiligten führt. Das Phänomen der Hy­ bridität beruht auf der Annahme, Kulturen könnten nicht als homogen oder geschlossen angesehen werden, sobald sie im Kontext von »Wesen« oder »Ort« diskutiert werden. Wird Hybridität also als Resultat jedweder Begegnung von Kulturen aufgefasst, als Verknüpfung unterschiedlicher diskursiver Praktiken, so erfährt das Kulturkonzept eine zusätzliche Dynamisierung, durch die alle Betei­ ligten eine Veränderung erfahren. Edward Said meint, dass an der Konstitution aller Kulturen viel Erfundenes beteiligt sei, das auch in die ständige Schaffung und Neuschaffung der verschiedenen Bilder einfließt, die sich eine Kultur von sich macht, wodurch es zu steten Manipulationen und Falsifikationen komme (Said 1997 : 44). Damit bringt Said zum einen die machtvollen Beziehungen in die Diskussion ein, die jede Konstituierung von Kulturen kennzeichnet, und zum anderen den hybriden Charakter, der jeder Kultur immanent ist : »Alle Kul­ turen sind hybrid, keine ist […] [rein] […], keine bildet ein homogenes Ge­ webe« (ibid.). Bhabha bringt die Annahme, dass Hybridität letztlich jede Kultur kennzeichnet, auf den Punkt, wenn er sagt :
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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