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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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46 K.(u.)k. »going postcolonial« rungen ergibt und zum Aushandeln von Missverstehen und kulturell bedingter Barrieren einlädt. In einem solchen Zusammenhang schlägt Homi Bhabha eine »translationale Kultur« vor, die er als Fundament für kulturelle Auseinanderset­ zung in Migrationsgesellschaften sieht : Kultur […] ist sowohl transnational als auch translational. […] Die transnatio­ nale Dimension kultureller Transformation – Migration, Diaspora, De­ plazierung, Neuverortung – läßt den Prozess kultureller Translation zu einer komplexen Form der Signifikation werden. Der natürliche oder naturalisierte, einheitsstiftende Dis­ kurs […] kann hier kaum als Bezugspunkt dienen. Der große, wenngleich be­ unruhigende Vorteil dieser Situation besteht darin, daß sie uns ein stärkeres Be­ wußtsein von der Kultur als Konstruktion und von der Tradition als Erfindung verschafft. (Bhabha 2000 : 257) Die sich aus einer solchen Sicht ergebende Vielpoligkeit von Kulturen erscheint für den habsburgischen Kontext besonders dort fruchtbar, wo es durch die aus Migration resultierenden lebensweltlichen Überschneidungen zur Wahrneh­ mung sowohl innergesellschaftlicher Fremdheiten als auch neu geschaffener Re­ ferenzsysteme kommt.17 Moritz Csáky argumentiert in diesem Zusammenhang, dass eine der wesentlichen Erkenntnisse aus der Erforschung der Moderne in Wien und in Zentraleuropa um 1900 gerade die Frage der Konstruktion von kol­ lektiven Identitäten in einer zunehmend differenzierten Lebenswelt ist (Csáky 2002b). Dementsprechend kann die Pluralität weiter Teile der Monarchie, die sich in der ethnischen und religiösen Verschiedenartigkeit, in der (auch) damit verbundenen Mehrsprachigkeit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und in der reichhaltigen kulturellen Differenziertheit niederschlägt bzw. aus dieser re­ sultiert, als Ergebnis spannungs­ und konfliktgeladener Übersetzungsvorgänge gesehen werden, die fortwährend neue kulturelle Konstellationen konstruiert.18 Dieser Bezugsrahmen hat für den Übersetzungsbegriff bzw. ­ prozess im enge ren Sinn weitreichende Folgen. Die Repräsentationsvorgänge, die jede Übersetzung bewirken, und die spätestens durch die kulturelle Wende die kul­ turellen Differenzen sowie die jedwedem Übersetzungsgeschehen inhärenten Machtbeziehungen in ihren Betrachtungshorizont mit einbeziehen, werden 17 Vgl. diesbezüglich zum Konzept von »Migration als Übersetzung« Wolf (2008a) sowie Vorder­ obermeier (2008). 18 Vgl. diesbezüglich zur Konstruktion des Fremden im Kontext des Forschungsfeldes südöstliches Europa Kaser (2003 : 42f.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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