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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 51 Nicht weniger skeptisch als Trivedi steht Lieven D’hulst der metaphorischen Verwendung des Übersetzungsbegriffs gegenüber, doch bringt er eine zeitliche Dimension in die Diskussion ein, wenn er meint, dass »in scholarly discourse metaphors can only serve as provisional substitutes for concepts and models to be developed on their basis« (D’hulst 2008 :222). Er zeichnet verschiedene Wege vor, die sich aus der Erkenntnis, dass bisher keine Disziplin alle verschiedenen Faktoren einer theoretischen Konzeptualisierung von »cultural translation« ab­ decken konnte, ableiten : Entweder ist »Übersetzung« ein parzielles Forschungs­ objekt verschiedener Disziplinen oder ein umfassendes Forschungsobjekt für eine Disziplin, die sich genuin als Interdisziplin versteht ; letztere Option würde eine verstärkte Migration theoretischer Konzepte voraussetzen (ibid.: 224).21 Diese zögerlichen bis ablehnenden Haltungen gegenüber der Einbeziehung des Konzepts der »kulturellen Übersetzung« in den Objektbereich der Trans­ lationswissenschaft, die letztlich einer Absage an interdisziplinäres Arbeiten gleichkommen, erscheinen gerade angesichts der zahlreichen Studien, die vor allem von der englischsprachigen scientific community produziert werden, ver­ wunderlich. Allen voran Agorni selbst, die Übersetzung zum einen traditionel­ lerweise als sprachlichen und kulturellen Transfer zwischen Ausgangs­ und Zieltext bezeichnet und zum anderen als »the complex process of transforma­ tion foreign images are subject to when they are transported across different cultures« (Agorni 2002 : 2). Damit weist sie der Übersetzung einen weitaus grö­ ßeren Aktionsradius zu, als dies in herkömmlichen Konzeptionen der Fall ist, und macht diesen durch die Verbindung der beiden Kulturtechniken »Überset­ zen« und »Reisebeschreibung« explizit : Beiden ist die Unmöglichkeit einge­ schrieben, endgültige Repräsentationen zu produzieren, und beide sind dadurch einem »potentially never­ ending process of re­ translation« unterworfen (ibid.: 3). Weitere Beispiele jüngerer Publikationen mit dem ähnlichen Anliegen, von einem weit gefassten Übersetzungsbegriff, der in weiten Teilen mit »kultureller Übersetzung« gleichgesetzt wird, auszugehen und nicht zuletzt damit den Bei­ trag von Übersetzung in der Konstruktion von Kulturen herauszuarbeiten, sind etwa Traducir al Otro. Traducción, exotismo, poscolonialismo (Carbonell i Cortés 1997), Translating Travel (Polezzi 2001) oder Representing Others. Translation, (2010) mit Beiträgen von Ashok Bery, Andrew Chesterman, Kien Nghi Ha, Mary Louise Pratt, Robert Young, u.v.m. 21 D’hulst selbst privilegiert offenbar letztere Lösung, wenn er auf der Basis von Gideon Tourys »as­ sumed translation« ein interdisziplinäres Modell entwirft, das vor allem für historische Studien in den Translation Studies Anwendung finden soll.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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