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52 K.(u.)k. »going postcolonial«
Ethnography and the Museum (Sturge 2007), um nur wenige Werke zu nennen.
Sie alle rücken in unterschiedlichen Kontexten die Probleme von Übersetzung
durch die Begegnung mit dem Anderen sowie die Schaffung kultureller Iden
titäten durch kulturelle Transferprozesse in den Vordergrund und wollen den
Vorgang des Übersetzens als kulturelle Repräsentationsprozesse verstanden ha
ben.
Spätestens wenn die Untersuchung der interkulturellen Räume, das sich
durch jede Übersetzung ergebende Zwischen den Kulturen, zur Debatte steht,
stellt sich die Frage, ob das der »kulturellen Übersetzung« immanente »Me
taphorische« überhaupt aus dem Übersetzungsbegriff ausgeklammert bzw. von
diesem ferngehalten werden kann : Wo liegen die Grenzen der »Wirkung« von
Übersetzungen, die aus diesem Raum hervorgehen, wer, welche Disziplin de
finiert diese Grenzen, und : Wie sind diese methodisch zu bestimmen ? Prunč
argumentiert, dass das hauptsächliche Kriterium für den Einschluss eines Über
setzungsphänomens in den Untersuchungsbereich der Translationswissenschaft
seine »Mittelbarkeit« sei, also die Tatsache, dass an diesem Übersetzungsprozess
eine vermittlerische Instanz beteiligt sei. Nur dann sei es möglich und sinnvoll,
ein »ganzheitliches und in sich geschlossenes System von Begriffen und Me
thoden zu entwickeln« (Prunč 2004 : 264). Doch sind die VermittlerInnen nicht
auch durch ihr Wandeln an den Grenzen zwischen den kulturellen Übergangs
räumen in Prozesse eingebunden, die ihre eigene Übersetztheit bedingen – ein
Vorgang, an dem auch wiederum (virtuelle oder reale) VermittlerInnenfiguren
mitwirken können, und der jedoch ein Übersetzungskonzept in sich birgt, der
eigentlich in diesem Begriffsfeld nichts zu suchen hat ?
Der nomadische Charakter der Übersetzung und auch der Übersetzungswis
senschaft wird hier offensichtlich : Cronin macht »the disciplinary journeying
from subject area to subject area« (Cronin 2000 : 104) zum Teil dafür verant
wortlich, dass die Translation Studies nicht die ihnen gebührende Anerkennung
erfahren und bezeichnet sowohl ÜbersetzerInnen als auch Reisende als »no
madic figures inhabiting spaces between cultures«. Ebenso ortet Else Vieira in
ihrem Beitrag »Cultural Contacts and Literary Translation« den nomadischen
Kontext der Übersetzung, gibt ihm jedoch eine durchaus positive Konnotation :
»›Nomadology‹ as an umbrella term subsumes translation and such cultural
contacts as migration, colonization, education, the media, telecommunications,
and the globalized economy« (Vieira 2000 : 319). Die unvermeidbare und nicht
wieder in ihre einzelnen Bestandteile rückführbare Verknüpfung von Überset-
zung und Übersetzung sollte letztlich nicht als Bedrohung einer inzwischen eta
blierten Disziplin interpretiert werden, sondern als ultimative Aufforderung zu
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437