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Der Versuch einer Übersetzungstypologie 61
befasst waren, ist dieser Übersetzungstypus mit einer Zwischenkategorie ver
knüpft, die sich sowohl mit Translation zwischen Habsburgersprachen als auch
mit Sprachen außerhalb der Monarchie beschäftigt. Dabei handelt es sich um
die Tätigkeiten des »Departments für Chiffrewesen und translatorische Arbei
ten«, das Übersetzungsdienste in beinahe allen europäischen Sprachen durch
führte, des Weiteren um das ebenso im Ministerium des Äußern angesiedelte
»Literarische Bureau«, das die Abfassung der täglichen Zeitungsschau für den
Kaiser auf der Basis von Exzerpten der wichtigsten europäischen Tages und
Wochenschriften besorgte, sowie um die vom »Evidenzbureau« des Kriegsmi
nisteriums erledigten Arbeiten, die – zeitweise im Rahmen eines institutionali
sierten Translationsbetriebes – vor allem Dolmetschdienste betrafen. Ebenso als
Zwischenkategorie können die literarischen Übersetzungen bezeichnet werden,
die, wie etwa aus dem Italienischen, aus Sprachen angefertigt wurden, die so
wohl in der Monarchie als auch außerhalb gesprochen wurden. Allen diesen
»Mischtypen« ist ihre doppelte Verflechtung mit – auf die Habsburgermonar
chie bezogenen – »endogenen« und »exogenen« Kräften gemeinsam, womit sie
in besonderem Maß die Unmöglichkeit repräsentieren, klar definierte Kultur
räume zu denken.
Das wichtigste Unterscheidungskriterium zwischen »polykultureller Kom
munikation« und »polykultureller Translation« bzw. »transkultureller Trans
lation« ist demnach das Moment der Vermittlung, das nur der Tätigkeit der
Translation als conditio sine qua non eingeschrieben ist. Die Vermittlungsinstanz
im Zusammenspiel mit der Bezogenheit auf einen – auch im weiteren, kriste
vaschen Sinn verstandenen – Text ist schließlich für die Zurechnung des jewei
ligen Typs zum Objektbereich der Translationswissenschaft ausschlaggebend.
Eine klare Trennung der einzelnen Felder ist aufgrund des hier konzipierten
Kulturkonzepts, das der Tätigkeit in den verschiedenen Übersetzungstypen zu
grunde liegt, nicht vorstellbar, und das ist auch der Grund, warum zahlreiche der
in der Habsburgermonarchie getätigten Translationspraktiken nur als »Misch
formen« gedacht werden können.
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437