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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 63 -
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Die kakanische Variante der Multikulturalismus-Debatte 63 in den Vordergrund, in deren Rahmen oft vom »österreichischen Völkerkerker« (Wandruszka 1980 : XVI) die Rede ist ;28 diese Sichtweisen werden in einer zweiten Phase von teilweise nostalgischen Idealisierungen abgelöst, die in den kulturellen Praktiken der Habsburgermonarchie ein »Paneuropa im Kleinen« oder gar ein »Modell für ein künftiges Vereintes Europa« (ibid.) orten wollen und das Gemeinsame unter den verschiedenen Nationalitäten vor das sie Tren­ nende zu stellen suchen. Die Forschung jüngerer Zeit scheint sich von polari­ sierenden Sichtweisen ab­ und auf problemorientierte Fragestellungen hinzu­ wenden, die den Blick vor allem auf die Funktionsweisen des Zusammenlebens der Nationalitäten richten und dort vielfach alltagspolitische Fragestellungen aufwerfen. Zur Charakterisierung der kulturell und sozial äußerst komplexen und zah­ lenmäßig beträchtlichen Bevölkerung der Habsburgermonarchie wird wieder­ holt der Begriff des Multikulturalismus verwendet,29 was angesichts des Um­ standes, dass dieser – zunächst als »Miteinander« von Kulturen bezeichnet – ein konstitutives Merkmal der Monarchie und der Vielgestaltigkeit ihrer Kulturen darstellt, nicht verwundern mag. Wird davon ausgegangen, dass Multikultura­ lität mehr ist als die »kompetente Verwendung von verschiedenen sprachlichen und kulturellen Kodes in einer pluralen Kommunikationssituation« (Strutz/ Zima 1996 : 89),30 so öffnet sich der Blick auf die Realitäten eines Nebeneinan­ ders heterogener kultureller Praktiken, deren oftmals »strapazierte« gegenseitige Öffnung zum Miteinander in der Alltagspraxis als Illusion entlarvt wird. Der ambivalente Umgang mit dem Multikulturalitätskonzept mag angesichts der Gründe für sein Entstehen auch nicht verwundern, ist doch Multikulturalismus in einer gewissen Hinsicht nur [als] eine spätere, ironische Wende derselben Geschichte [zu sehen]. In ihrer singulären kulturellen Identität geborgen, schufen sich die Nationalstaaten koloniale Untertanen, deren Nachkom­ men sich dann als Migranten unter sie mischten und damit jene kulturelle Einheit in Gefahr brachten, welche das Imperium überhaupt erst mit ermöglicht hatte. (Eagleton 2001 : 89) 28 Vgl. dazu auch Ruthner (2003 : 3). 29 Nicht zuletzt zur Schaffung eines im Dienste eines (dem heutigen Verständnis nach) »Multikul­ turalismus« stehenden übernationalen Bewusstseins initiierte Kronzprinz Rudolf das sogenannte Kronprinzenwerk (1885–1902) ; vgl. Zintzen (1999). 30 Strutz und Zima sehen diese Definition ebenfalls als problematisch an.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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