Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 78 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 78 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Bild der Seite - 78 -

Bild der Seite - 78 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918

Text der Seite - 78 -

78 Das habsburgische Babylon täglichen Gebrauch von Sprache nieder, sondern auch in den kulturellen Pro­ dukten, die aus diesen Interaktionen hervorgingen. So steht das Phänomen der Übersetzung für eine kulturelle Praxis, die in ihrer Funktion als Vermittlung für den kulturellen Transfer innerhalb der Monarchie und auch im Kontakt mit dem Ausland eine zentrale Stellung innehat. Ein Blick auf den für die vorlie­ gende Studie relevanten Ort, wo diese kulturellen Produkte gehandelt wurden – den Buchmarkt der Habsburgermonarchie –, sowie auf die Bemühungen einer detaillierten Statistik der literarischen Produktion macht deutlich, in welchem Ausmaß die Grundlagen für das (literarische) Übersetzungsgeschehen von sprachpolitischen Maßnahmen und Regelungen beeinflusst war.55 Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Buchhandels in der Habs­ burgermonarchie führt unweigerlich zu dem wohl profundesten Kenner des Buch­ und Verlagswesens in der Monarchie in den Jahrzehnten der Jahrhun­ dertwende : Carl Junker, Jurist, Konsulent des Vereins der österreichisch-ungari- schen Buchhändler, führender Redakteur der Österreichisch-Ungarischen Buch- händler-Correspondenz und der Österreichischen Rundschau. Es ist bezeichnend, dass der Stand der Forschung bei seinen Abhandlungen und Monografien noch vielfach der von heute ist (Hall 2001 : 9).56 Ein von Junker immer wieder kon­ statiertes besonderes Manko ist eine umfassende Literaturstatistik für die Mo­ narchie, wie bereits 1886 Ernst Mischler beklagt und in deren Belangen sich bis heute nicht viel geändert hat : »Die Statistik der geistigen und sittlichen Entwickelung der Völker ist weit weniger ausgebildet, als jene der materiellen […]« (Mischler 1886 : 1).57 Auch der Verfasser der mit wertvollen statistischen Materialien ausgestatteten Moralstatistik, Alexander Oettingen, ortet diesbe­ züglich ein »undurchdringliches Dunkel« (Oettingen 1882 : 547), und Junker klagt 1897, dass »[i]n keinem Lande Europas […] die Verhaeltnisse in dieser Beziehung […] schwieriger als in Oesterreich [sind]« (Junker 1897 : 5). Die­ sem Mangel an Aufarbeitung des Buchmarkts, die doch »einen reichen Stoff für 55 Die vorliegende Untersuchung der Publikationen auf dem Habsburgischen Buchmarkt kann auf­ grund der disparaten Quellenlage bestenfalls Forschungsdefizite orten ; trotzdem scheint sie auf­ grund der aufgezeigten Tendenzen für die »Vielsprecherei« in der Monarchie illustrativ. 56 Vgl. die von Murray G. Hall besorgte umfangreiche Zusammenführung seiner wichtigsten Schrif­ ten Zum Buchwesen in Österreich. Gesammelte Schriften (1896–1927) (Junker 2001). 57 Er scheint sich mit dieser Aussage auf das treffliche Zitat von Alexander von Oettingen zu stüt­ zen : »Es ist ein trauriges Zeichen der materialistischen Richtung unserer Zeit, dass den amtlichen Organen und statistischen Büreau’s mehr daran gelegen ist zu erfahren wie viel Schweine und Schaafe, Ochsen und Kälber per Kopf der Bevölkerung verzehrt werden, als wie viel geistige Nah­ rung solider Art die Gesammtheit oder alle Einzelnen verbrauchen« (Oettingen 1882 : 553).
zurück zum  Buch Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918"
Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die vielsprachige Seele Kakaniens