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Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 79
[den] inductiven Nachweis der Gesetzmässigkeit collectiver Geistesbewegung
darzubieten geeignet [wäre]« (Oettingen 1882 : 551), ist auch in der Gegenwart
nur zögerlich Abhilfe geschaffen geworden ; Anstrengungen der letzten Zeit wie
etwa die Geschichte des Buchhandels in Österreich von Bachleitner/Eybl/Fischer
(2000) oder verschiedene Einzelpublikationen von Norbert Bachleitner (1990,
2002) sind jedoch gute Ansätze in diese Richtung. Das wohl größte Hindernis
bei der Rekonstruktion der Buchproduktion stellen die Grenzverschiebungen
der Habsburgermonarchie bzw. der Ausgleich von 1867 dar, die ein Nachzeich
nen einzelner Entwicklungen erschweren bzw. den Versuch, vergleichbare Da
ten zu erstellen und daraus abzuleitende Schlüsse zu ziehen – auch aufgrund
sich laufend ändernder Produktions und Rezeptionsverhältnisse – nahezu un
möglich machen.
An Daten mangelt es nicht, nur ihre Qualität ist – wie bei allen statisti
schen Erfassungen – in Zweifel zu ziehen. Als Grundlage für die systematische
Erfassung der Buchproduktion gilt das kaiserliche Patent vom 27. Mai 1852,
das die Ablieferung eines Pflichtexemplars festlegte58 und damit eine günstige
Ausgangslage für die Erstellung einer Literaturstatistik schuf. Die relativ hohe
Zahl an Pflichtexemplaren – jeweils ein Exemplar musste an das Ministerium
des Innern, an die Hofbibliothek Wien und an die Universitäts bzw. Studien
bibliothek des jeweiligen Landes abgeliefert werden – führte zu Unmut unter
den Buchhändlern, war doch der Kostenaufwand nicht mit einer entsprechend
zu erwartenden Erarbeitung einer Statistik der Bücherproduktion verbunden.
Kurz nach Einführung der Pflichtexemplare erschien eine Bibliographisch-statis-
tische Übersicht der Literatur des Österreichischen Kaiserstaates für die Berichtsjahre
1853, 1854 und 1855, ein ehrgeiziges literaturstatistisches Projekt (siehe unten,
Quelle 1), redigiert von Constant Wurzbach von Tannenberg, der als Verfasser
des Biographischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich bekannt wurde. Ferner
ist die Bedeutung der internationalen statistischen Kongresse für die Erstel
lung von Literaturstatistiken nicht zu unterschätzen, machte es sich doch gerade
Wurzbach zum Anliegen, für die »Dritte Versammlung des internationalen sta
tistischen Congresses für Statistik« in Wien, 1857, ein besonders gut aufgear
beitetes Datenmaterial vorzulegen (Wurzbach 1857 : VIII).59
58 Die Ablieferung von Pflichtexemplaren wurde in Österreich bereits im Jahr 1807 durch ein Hof
kammerdekret eingeführt ; zu Details vgl. Junker (1897 : 8).
59 Allerdings scheint es bei diesem Kongress zu Problemen gekommen sein, die Mischler für den
Abbruch der Erstellung der Wurzbachschen Berichte in der bewährten Form mit verantwortlich
macht (Mischler 1886 : 4).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437