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106 Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie
gen machtvolle politisch nationale Auseinandersetzungen involviert waren, ist
offensichtlich.
Das Heer als »große Schule der Vielsprachigkeit«94
Die pluralistische Zusammensetzung der Habsburgermonarchie spiegelte sich
erwartungsgemäß auch in ihrer Armee wider. Dementsprechend komplex stellt
sich die Sprachenfrage, und damit implizit die Frage nach ihrer übersetzungsbe
zogenen Relevanz, im gesamten Heerwesen, wo sich etwa der Sprachgebrauch
zwischen den obersten Führungsinstanzen anders gestaltete als zwischen den
Offizieren und der Mannschaft oder in der Kommandosprache. Die beeindru
ckenden Zahlen der Statistik der nationalitätenbezogenen Verteilung in der
k. u. k. Armee in Tabelle 4 lassen auf die vielfachen Probleme schließen, die sich
aus dieser Zusammensetzung ergaben :
Nationalität 1897
Berufsoffiziere 1897
Mannschaften 1910
Berufsoffiziere 1910
Mannschaften
Deutsche 77,7 28,3 78,7 25,2
Italiener 0,7 1,4 0,7 1,3
Kroaten u. Serben 3,6 7,0 2,4 9,0
Magyaren 8,0 18,4 9,3 23,1
Polen 3,0 9,5 2,5 7,9
Rumänen 0,6 5,8 0,9 7,0
Ruthenen 0,2 7,9 0,2 7,6
Slowaken 0,1 4,3 --- 3,6
Slowenen 0,6 3,0 0,5 2,4
Tschechen 5,5 14,4 4,8 12,9
Absolutzahlen 15.650 1.309.127 17.808 1.490.459
Tabelle 4
Nationalität der Berufsoffiziere und Mannschaften in der k. u. k. Armee der Jahre 1897 und 1910,
Angaben in Prozenten (Déak 1991 : 221)95
Besonders hervorstechend ist darin die Gewichtung unter den Deutsch Spre
chenden : Mehr als drei Viertel der Berufsoffiziere sind in den beiden Ver
94 Siehe Hammer Purgstall (1852 : 98).
95 Vgl. als Beispiel für die Handhabe von Kommandosprache an Bord das von Offizieren und Unter
offizieren verwendete »Marinewörterbuch« in Basch Ritter (2000 : 212).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437