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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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»Polykulturelle Kommunikation« 109 Im Unterschied zum Heer sind die Seeoffiziere deutscher Nationalität schwä­ cher vertreten, machen jedoch im Jahr 1910 immerhin die Hälfte aller Offiziere aus. Von den anderen Nationalitäten sind verständlicherweise jene, die Anteil an Meeresgebieten haben (Italiener, Kroaten, Slowenen), stärker als Seeoffiziere und auch Mannschaften (siehe vor allem Kroaten und Italiener) vertreten als im Heer. Die vielfältigen Translationsprozesse, die der hier ersichtlichen institutionell geforderten Plurilingualität im Heer zugrunde lagen, sind in der Kommunika­ tionspraxis klar erkennbar, wo zwischen den drei Bereichen Kommandosprache, Dienstsprache und Regimentssprache ein ständiger Codewechsel stattfand. Die Angehörigen des Heeres waren – vor allem in den höheren Rängen – gefordert, zwischen den Registern dieser drei Bereiche zu »switchen«, um eine einigerma­ ßen zufrieden stellende Kommunikation innerhalb des Heeres gewährleisten zu können.100 In der Kommandosprache wurden die reglementmäßigen Kom­ mandos – etwa 80 an der Zahl – auf Deutsch erteilt. Für alle Kommandos, die darüber hinausgingen, war die Verwendung der Nationalsprachen verpflichtend, wenn sie von mindestens 20 % der Mannschaft eines Regiments gesprochen wurden. Ein Offizier brüllte also seinen Befehl zunächst auf Deutsch, um ihn anschließend in ein, zwei, drei oder sogar vier anderen Sprachen zu wiederholen (Déak 1991 : 122). Die spezifische Diskussion um den Gebrauch der Komman­ dosprache rief zuweilen erbitterte Debatten hervor, in denen allen voran der Kaiser und sein Thronfolger an der deutschen Kommandosprache festzuhalten bestrebt waren, während die Ungarn für Transleithanien die diesbezügliche Einführung des Magyarischen forderten. Die ungarischen Forderungen wurden schließlich mit dem Argument zurückgewiesen, dass die überwältigende Mehr­ zahl der Regimenter in Ungarn gemischtsprachig und nicht »rein« ungarisch waren (vgl. Papp 1987 : 641f., Rothenberg 1967 : 81). Anders verhielt es sich mit der sogenannten Dienstsprache, in der der Ver­ kehr mit den verschiedenen Dienststellen abzuwickeln war. Hier war für den reibungslosen Dienstverkehr eine größtmögliche Einheitlichkeit angestrebt, wonach die Dienstsprache im k. u. k. Heer und bei der k.k. Landwehr Deutsch, bei der ungarischen Landwehr (Honvéd) Ungarisch war (Allmayer­ Beck 1987 : 98). Besonders komplex gestaltete sich die Frage der Regimentssprache, die dem persönlichen Umgang mit der Mannschaft diente. Aufgrund der erwähnten zahlreichen gemischtnationalen Regimenter war die österreichisch­ ungarische 100 Zu den einzelnen gesetzlichen Bestimmungen zur Regelung der Sprachverwendung bei Heer und Marine vgl. Hugelmann (1934 : 152f., 251f.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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