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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 157 -
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»Polykulturelle Translation« 157 ihrer Dienstzeiten angefertigt hatten und dafür eine Extrabezahlung von je 546 Kronen erhielten (AVA, 40/1, Karton 2788, Zl. 29756/10). Besonders aufwändig erschien die Übersetzung der Ministerialverordnung samt »Volkszählungsvor­ schrift« im Vorfeld der Volkszählung von 1910 : Die Redakteure hatten unge­ achtet der Urlaubszeit und unter Mitarbeit von Hilfskräften die 58 Druckseiten so schnell in die sieben Landessprachen übersetzt, dass sie sich bereits am Tag des Erscheinens der deutschen Ausgabe druckbereit in der Staatsdruckerei be­ fand (ibid.: Zl. 37901/10). Das Redaktionsbureau fungierte somit neben seiner Tätigkeit als Produzent der Gesetzestranslate bis zu einem gewissen Ausmaß auch als allgemeines Über­ setzungsbüro der Regierung, jedoch nur für den Geschäftsverkehr im Rahmen des Ministeriums des Innern, in dem das Büro angesiedelt war ; Übersetzungen des Geschäftsverkehrs mit dem Ausland wurden vom Departement für Chiffre und translatorische Arbeiten erledigt. Da das per Gesetz festgelegte Aufgaben­ gebiet der Redakteure einzig und allein die Übersetzung des Reichsgesetzblattes umfasste, wurden die Redakteure für ihre sonstigen translatorischen Arbeiten zumeist extra bezahlt ; wie weit sie kleinere Übersetzungsarbeiten im Rahmen ihrer sonstigen Tätigkeit erledigten, kann freilich im Einzelnen nicht nachge­ wiesen werden. Jedenfalls zeigt sich an dieser Regelung wie auch an der – auf­ zuzeigenden – Handhabe des Departements für translatorische Arbeiten und vor allem an der Vielzahl von Übersetzungen, die ehrenamtlich von beflissenen Beamten angefertigt wurden, dass es an einer zentralen Stelle für Übersetzungs­ arbeiten, wo den dauerhaft anfallenden translatorischen Aufgaben von Regie­ rung und Verwaltung entsprochen werden konnte, mangelte. Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist der hohe administrative und insge­ samt budgetäre Aufwand, der für die technische Herstellung und Verteilung des Reichsgesetzblattes nach dem Druck in alle Teile des Reichs erforderlich war. Pro Jahr wurden insgesamt zwischen 35.000 und 40.000 Exemplare ausgeliefert ; im Jahr 1901 waren es genau 37.553 Stück bei einer Gesamtauflage von 44.200, zehn Jahre später 38.683 bei einer Gesamtauflage von 50.700 Stück (AVA, 40/1, Karton 2784 und Karton 2788, ohne Zl.). Das Erscheinen des Reichsgesetz­ blattes wurde jeweils in der Wiener Zeitung unter Angabe der Abonnenten­ Preise angekündigt, ältere Jahrgänge wurden dort zu Sonderpreisen angeboten. Die Adressaten des Blattes waren in allen Ländern des Reichs Gemeinden (ca. 70 %), Behörden (ca. 20 %) und freie Abonnenten (ca. 10 %), doch erreichten das Ministerium zusätzlich fast täglich Anfragen zahlreicher Institutionen, die um ein Exemplar in einer der Sprachen des Reichsgesetzblattes baten : Gerichte, Genossenschaften, Postdirektionen, die Gendarmerie, Agrarbehörden, Biblio­
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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