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»Polykulturelle Translation« 167
amt unterstellt war. Die Agenden blieben nahezu unverändert : die Konstruk
tion der Ziffernschlüssel für die eigene Korrespondenz mit dem auswärtigen
diplomatischen Dienst, das Chiffrieren und Dechiffrieren der Depeschen und
Berichte sowie die zusätzliche Übersetzung von Dienststücken in oder aus den
weniger geläufigen Sprachen (Hubatschke 1975a, 6 : 1383).157 Im Laufe des
»Begünstigungsjahres« (zwischen der Auflösung und Neugründung der Ziffern
kanzlei) bezogen die Beamten auf Erlass des Kaisers weiterhin ihr Gehalt, auch
das Holzdeputat blieb unverändert, und es wurde zusätzlich ein Quartiergeld
eingeführt, da die Beamten die Hofstallburg nicht mehr bewohnen durften
(vgl. HHStA, Administrative Registratur, Fach 4, Karton 396, Zl. 6553/A/50).
Durch diverse Reorganisationen des Ministeriums änderte die Sektion im Laufe
der folgenden Jahrzehnte mehrere Male ihre Bezeichnung, und auch gesetzli
che Bestimmungen beeinflussten die Ausübung ihrer Tätigkeit, was zwar für
die Chiffrierer – wie etwa die Einführung des Briefgeheimnisses – erhebliche
Auswirkungen brachte, sich jedoch auf die translatorischen Agenden nicht we
sentlich auswirkte. Erst eine Umstrukturierung des Ministeriums im Jahre 1909
brachte den translatorischen Arbeiten eine entscheidende Veränderung, da nun
eine Trennung der Arbeitsbereiche in »Chiffrewesen« (Departement 13) und
»Übersetzungsarbeiten« (Departement 14) vorgenommen wurde. Ab November
1911 standen die Departements 5 (Presseangelegenheiten, siehe unten) und 14
(Übersetzungsarbeiten) unter der Oberleitung eines eigenen Sektionschefs (Paul
Graf Esterházy v. Galántha Forchtenstein ; vgl. HHStA, Administrative Regist
ratur, Fach 4, Karton 456, Zl. 72498/2/08). Das Departement 14 (Übersetzun
gen) hatte ebenso wie einige andere Departements keine eigene Kanzlei, seine
Geschäfte wurden vom Expedit und anderen Stellen mitbetreut. Nach weiteren
Neugruppierungen der Departements wurde im Juni 1918 eine letzte Änderung
in der Organisation vorgenommen, die das Departement für Übersetzungsar
beiten in die »Sektion II« verlagerte und damit wieder an das ebenfalls dieser
Sektion zugeordnete Departement für Chiffrewesen heranführte (Wiedermayer
1931 : 133ff.). Ein Staatsrats Beschluss vom 6.11.1918 bestimmte, dass das De
partement 13 (Chiffredepartement) vom Staatsamt des Äußeren übernommen
werden sollte, von Departement 14 (translatorische Arbeiten) war allerdings
nicht explizit die Rede. Alle deutschösterreichischen Beamten von Departement
13 sollten angelobt, die nichtdeutschen Beamten beurlaubt werden (HHStA,
Administrative Registratur, Fach 4, Karton 428, Zl. 104494/18). Es ist anzu
157 Vorübergehend wurden die Beamten der Chiffreabteilung auch als »Translatoren« bezeichnet
(vgl. Hubatschke 1975a, 1 : 64).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437