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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 185 -
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Die Ausbildung von Dragomanen 185 schließlich in der Schaffung der »k. u. k. Konsularakademie« mündete. Diese Re­ organisation brachte eine Verstärkung der wirtschaftlichen Vorbildung und die Aufgliederung in zwei Studienzweige mit sich, wodurch vor allem die Sprach­ ausbildung neu geregelt wurde (um dem »Überwuchern des linguistischen Ele­ mentes im Lehrplane« entgegenzuwirken ; vgl. Gołuchowski 1904 : 44) und damit den Sprung von einer vorrangig sprachmittlerisch orientierten Ausbil­ dungsstätte für Dolmetscher zu einem sprachlich orientierten Ausbildungspro­ gramm für Diplomaten vollzogen wurde. Dabei wurde durch den Einsatz spe­ zieller Konversationsstunden die »vollständige Beherrschung der Sprache« und keine philologische Ausbildung angestrebt, auch konnten die deutschsprachigen Eleven auf Staatskosten während der Sommerferien bei ungarischen Familien ihre Kenntnisse der ungarischen Sprache vervollkommnen und mit dem »bis dahin meist unbekannten ungarischen Milieu näher vertraut« werden (Wildner 1961 : 36). Die »Westländische Abteilung« erhöhte die Englischstunden und re­ duzierte drastisch den Unterricht in Italienisch, während Türkisch, Persisch und Arabisch völlig gestrichen wurden ; ebenso war Ungarisch für Nichtungarn und Deutsch für »Nichtdeutsche« verpflichtend. In der »Orientalischen Sektion« wurden die Stunden in letzteren Sprachen zur Gänze beibehalten, Englisch je­ doch völlig eliminiert und Italienisch stark reduziert. Russisch wurde in beiden Abteilungen zur Gänze gestrichen (vgl. ibid.: 194f.).176 Dem Methodischen wurde im neuen Studienplan vorrangige Bedeutung ein­ geräumt, nicht zuletzt, um den strukturellen und inhaltlichen Neuerungen zu ihrer Durchsetzung zu verhelfen. Zunächst wurde nicht nur in den kommerzi­ ellen und wirtschaftlichen Fächern, sondern auch im Sprachunterricht die Ein­ richtung des »Seminars« von der Gepflogenheit der Universitäten übernommen. Damit sollte an die Stelle der »vorwiegend receptive[n] Teilnahme« vielmehr aktive Mitarbeit und »das selbständige Urtheil« vonseiten der Studenten treten (Pidoll­ Quintenbach 1898 : 40).177 Ziel des Sprachunterrichts war die »vollstän­ 176 Im Berliner »Seminar für Orientalische Sprachen« hingegen hatten fast ausschließlich jene Spra­ chen Vorrang, die in Ländern mit engen wirtschaftlichen Beziehungen zum Deutschen Reich gesprochen wurden. Industrielle Verbände sorgten dafür, dass junge Geschäftsleute das Seminar besuchten, um die Grundlage für die Erweiterung der Absatzgebiete gewährleisten zu können. Unter den 114 Studierenden des ersten Studienjahres befanden sich immerhin 30 Geschäfts­ leute, weiters 44 Juristen und 40 Philologen (Wilss 2000 : 60f.). So wies etwa das Fach Chine­ sisch im Wintersemester 1887/88 eine Hörerzahl von 28 auf (gegenüber Türkisch 17, Persisch fünf oder Suaheli sechs), während im Sommersemester 1914 Chinesisch 51 Hörer verzeichnete und Suaheli gar auf 36 Hörer angestiegen war (Forstreuter 1981 : 198). 177 Was Pidoll­ Quintenbach in seinem Promemoria betreffend die Reorganisation des Studienplanes der
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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