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Die Ausbildung von Dragomanen 187
dung wirtschaftlicher Fachkompetenz stark in den Hintergrund bzw. wird weit
gehend vernachlässigt. Der notwendige Zusammenhang zwischen diesen beiden
Komponenten für die praktische Arbeit eines Gesandten wurde trotz redlicher
Bemühungen um eine adäquate Ausbildung der Eleven nicht erkannt. Ganz im
Gegenteil zum Deutschen Reich, wo man sich im »Seminar für Orientalische
Sprachen« von Berlin zum einen der Bedeutung der kulturellen Kompetenz an
gehender Dolmetscher bewusst war, der durch »Realienunterricht« Rechnung
getragen wurde (vgl. Sachau 1912 : 19f.) ; zum anderen wurde in der Ausbildung
auf die Spezifik verschiedener Textsorten besonderes Augenmerk gelegt, die die
Beschäftigung mit Verfassungsurkunden, Gesetzestexten, Urkunden des Wirt
schaftslebens etc. mit sich brachte (Salevsky 1996 : 22f.). Zu diesem Zweck wur
den auch Lehrveranstaltungen wie etwa »Übungen im Erklären und Abfassen
von öffentlichen und privaten Urkunden« angeboten (vgl. Sachau 1912 : 58). In
der Orientalischen Akademie wurde weder auf kulturelle Kompetenz noch auf
texttypologische Differenzierung in der Textproduktion Wert gelegt.
Was sich punkto sozialer Herkunft der Studenten bereits in den 150 Jahren
davor abgezeichnet hatte – bzw. auch eine explizite Politik der Orientalischen
Akademie mehr oder weniger von Anfang an war – schien sich nun gegen Ende
des 19. Jahrhunderts zu verstärken : Wie Tabelle 11 zeigt, kamen die Mehrzahl
von ihnen aus der Mittelschicht und waren insbesondere Söhne von Beamten,
Offizieren und mittleren Angestellten. In der Nationalitätszugehörigkeit über
wogen – erwartungsgemäß – die Deutschsprachigen, doch ergibt die Zusam
mensetzung der Eleven doch »ein verkleinertes Bild der eigentümlichen natio
nalen Verhältnisse der Monarchie« (Csáky 1994/1954 57 : 67).
Nationalität 1901 1902 1908 1912
Deutsche 12 14 23 23
Italiener – 1 – –
Magyaren 8 7 13 17
Polen 4 4 3 1
Ruthenen 1 1 - -
Südslawen 4 3 - 1
Tschechoslawen 4 3 1 6
Gesamt 33 33 40 48
Tabelle 11
Nationalitätszugehörigkeit der Studenten der »K.u.k. Konsularakademie«
(Pfusterschmid Hardtenstein 1989 : 179)
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437