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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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214 »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor Das Aufzeigen der Professionalität in der Ausführung der Übersetzungen kann ebenso als Zeichen des inkorporierten kulturellen Kapitals gewertet wer­ den, da professionelles Handeln auf erlernten Fertigkeiten und Wissenskumula­ tion beruht. Die »prompte Erledigung der Arbeiten« wird als gleichsam oberstes Gebot zur Erledigung des Übersetzungsauftrages ins Treffen geführt, was, wie erwähnt, in Formulierungen wie »prompt, zu jeder Tageszeit« oder »Überset­ zung sofort, während der Bote wartet, auch auf telephonischem Wege« zum Ausdruck kommt. Auch die bereits diskutierte Korrektheit in der Erledigung der Übersetzungen ist ein bedeutender Faktor zum Aufzeigen der Professiona­ lität. Eine der für translatorische Fragen aufschlussreichste Kategorie der In­ serate, in der das inkorporierte kulturelle Kapital zum Einsatz kommt, ist der Hinweis in den Anzeigen auf die akademische Ausbildung der ÜbersetzerInnen bzw. ihre hervorragende fachliche Qualifikation. In immerhin 5 % aller Inserate wird auf die »akademisch korrekten« Übersetzungen hingewiesen, die in den Büros angefertigt werden, 2 % preisen die »Zuhilfenahme akademisch gebildeter Hilfskräfte : Juristen, Mediziner etc.« an, andere wiederum »erstklassige Spezial­ arbeiter der verschiedenen Nationen«, und einige legen Wert darauf zu betonen, dass »nicht nur unkritisch aus dem Wörterbuch übersetzt« wird. Ebenso weist die Bezeichnung »einziges Institut unter wissenschaftlicher Leitung« auf das Bemühen um höchste Legitimation im »Feld« hin. Das »institutionalisierte kulturelle Kapital« als weitere Ausprägungsart des kulturellen Kapitals kommt vor allem in Diplomen und Titeln zum Ausdruck, die im vorliegenden Fall eher spärlich angeführt werden : 6 % aller Übersetzer weisen in den Inseraten einen Doktor­ Titel auf, und ein Translator bezeichnet sich als »diplomierter Übersetzer«– welche Qualifikation diesem Titel zugrunde liegt, ist nicht bekannt. Die dritte Subform des kulturellen Kapitals ist das Ka­ pital in objektiviertem Zustand, das zumeist in Form von Büchern, Maschinen u.a. übertragbaren Objekten in Erscheinung tritt und als solches nur schwer vom ökonomischen Kapital zu trennen ist. Im vorliegenden Fall könnten solche beweglichen kulturellen Güter auf jene Übersetzungsbüros, die zusätzlich als »Maschinschreib­ Bureau« und »graphisches Büro« ihre translatorischen Dienste anbieten, zutreffen. Die ebenfalls in den Inseraten angebotenen Vervielfältigun­ gen von Zeitschriften und anderen Textsorten wie Prospekte und Kataloge wei­ sen desgleichen auf das Vorhandensein des objektivierten Kulturkapitals hin. Das soziale Kapital steht als Metapher für soziale Macht und bezeichnet die Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe beruhen. Der Umfang des sozialen Kapitals hängt ab von der Ausdehnung des Netzes von Beziehungen, die der jeweilige Akteur mobilisieren kann (Bourdieu 1997b :
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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