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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 237 -
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»Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 237 Wittmann (1999 : 290) ortet auch einen Wandel im Lektürekonsum, der sich von einer aktiven, in der Kommunikation über Lektüre in Lesezirkeln u.a. ge­ sellschaftlichen Formierungen manifestierenden Rolle zu einer passiven, eher es­ kapistischen Rolle vollzieht, in deren Rahmen Lektüre »ohne soziale Relevanz« aufgenommen wurde. Die Anonymisierung des Rezeptionsverhaltens schließlich geht mit dem Verlust des Prestigewertes von Lektüre einher, was wiederum da­ rauf zurückzuführen ist, dass literarisch­ ästhetisches Wissen nur mehr in einge­ schränktem Maße einen Indikator für den sozialen Rang darstellt. Die Benütze­ rInnenfrequenz von Leih­ und Volksbibliotheken gibt weiteren Aufschluss über ein gesteigertes Leseinteresse. Die Ergebnisse von Alberto Martinos detaillierten Studien zu den Wiener Leihbibliotheken sind eindeutige Signale : Betrug etwa der KundInnenstamm in den 20 Wiener Leihbibliotheken Anfang der Neunzi­ gerjahre 6.000 Personen, die sich wahrscheinlich zum Teil mit den 8.000 Lese­ rInnen der 14 Volksbibliotheken deckten, so wuchs allein die LeserInnenschaft der im Jahre 1898 bereits auf 25 angewachsenen Volksbibliotheken auf 20.000 (Martino 1989 : 96). Genaue Kenntnisse über den Buchbesitz in den verschiede­ nen Bevölkerungsschichten könnten ebenso wertvolle Informationen zum Bil­ dungsstand bzw. zum Lektüreinteresse liefern, doch sind dazu noch umfassende Auswertungen aus Nachlässen u.a.m. ausständig. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung stellt die Studie Bürgerliche Lesekultur im 19. Jahrhundert (Yama­ nouchi 2002) dar, in der die kulturelle Praxis des Büchersammelns anhand von zehn bürgerlichen Privatbibliotheken in Wien mit den Literaturbeständen ei­ niger Wiener Leseanstalten bzw. »adeliger Bibliotheken« in Bezug gesetzt wird. Yoshiko Yamanouchi ortet einen deutlichen Unterschied im Bildungsideal und damit im Lesegeschmack der bürgerlichen und nicht­ bürgerlichen Korpora und interpretiert die graduelle, vor allem um die Wende zum 20. Jahrhundert einset­ zende »Fachspezialisierung und Fraktionierung der bürgerlichen Intelligenz« als Verlust der Allgemeingültigkeit des Bildungswissens (ibid.: 188f.). Die mit der breiten Anwendung des bereits diskutierten Artikels 19 von 1867 einhergehende tendenzielle Abnahme des Phänomens der Plurilingualität in der Habsburgermonarchie verleitet zu der Annahme, dass längerfristig Über­ setzungen den gestiegenen Lektürebedarf zu decken hatten, denn es stellt sich die Frage, ob die aus Tabelle 3 (siehe Kapitel 3) ersichtliche Zunahme an Ori­ ginalproduktionen in den einzelnen Sprachen diesbezüglich der Nachfrage zur Gänze entsprochen hatte oder nicht. Wie sich der Übersetzungsmarkt in der Habsburgermonarchie in den Jahren 1848 bis 1918 im Speziellen für die Über­ setzungen ins Deutsche entwickelt hat, wird im Folgenden anhand der Auswer­ tungen verschiedener Übersetzungsbibliografien aufgezeigt.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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