Seite - 239 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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»Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 239
Verlagsprojekte, mit denen oft kürzer oder länger eine gewisse Politik verfolgt
wurde, oder auch durch Zeitschriftenprojekte durchaus zutreffen. Aufgrund der
geschilderten heterogenen Ausgangslage können die Auswertungen deshalb
trotz der für die vorliegende Untersuchung präzise aufgenommenen Daten nur
als Richtwerte aufgefasst werden.
Ein Gesamtbild der Übersetzungen aus den Sprachen der Habsburgermo
narchie ins Deutsche zu erstellen, ist nicht möglich, da nach wie vor Überset
zungsbibliografien für den Transfer in das Deutsche aus dem Slowenischen, Ru
thenischen sowie Rumänischen völlig ausständig und die Daten für Slowakisch
und Tschechisch äußerst mangelhaft sind.209 Die quantitative Auswertung der
Daten muss im vorgesehenen Rahmen eine qualitative ausblenden, eine Se
lektion für Tiefenanalysen muss sich notgedrungen auf eine Sprache konzen
trieren, und dies wird im weiteren Verlauf der Arbeit der Transfer zwischen
dem italienischen und deutschsprachigen kulturellen Feld sein. Zahlen allein
sprechen nicht unbedingt für sich, lassen sich doch die soziologischen, kultu
rellen oder ästhetischen Faktoren, die die externen und internen Bedingthei
ten von Übersetzung bestimmen, nicht messen oder zählen.210 Ferner sind die
statistischen Auswertungen auch insofern unter unterschiedlichen Aspekten zu
analysieren, als die Praxis des Übersetzens zwischen Räumen, die einander aus
historischen, ideologischen, politischen oder einfach auch geografischen und
anderen Gründen kulturell näher stehen, einen anderen Stellenwert hat und
stärkeren Machtverhältnissen ausgesetzt ist (etwa innerhalb der Habsburger
monarchie) als zwischen Räumen, wo eine gegenseitige Beeinflussung weniger
evidenten Umständen zuzuschreiben ist (etwa im Transfer Englisch Deutsch).
In den beiden – hier notwendig verkürzt dargestellten – Typen von Kultur
vermittlungs Modellen kommen des Weiteren auch den am Transferprozess
beteiligten AkteurInnen unterschiedliche Funktionen zuteil, allen voran den
ÜbersetzerInnen, von denen – zumeist implizit – im Kontext des erstgenannten,
auf gemeinsamem geopolitischen Raum beruhenden Typus wohl eine größere
209 Von speziellem Erkenntnisinteresse wären die Daten aus den durch Übersetzungen dargestellten
kulturellen Transfers zwischen allen den in der Monarchie verwendeten Sprachen ; leider liegt
dazu derzeit kein Quellenmaterial vor. Insgesamt ist die Frage der Übersetzungsbibliografien ein
unerquickliches Thema (vgl. etwa Nies 1986 : 152f. oder Pym 1998 : 42ff.). Viele sind schlecht re
cherchiert, und eine Vergleichbarkeit ist aufgrund zumeist völlig unterschiedlicher Methoden in
der Erstellung der Bibliografien nur bedingt möglich. Auch Roloff (1998) ortet das vordringliche
Desiderat sorgfältig gearbeiteter Übersetzungsverzeichnisse und schlägt die Ausarbeitung einer
»europäischen Übersetzungsbibliographie« vor.
210 Vgl. dazu im Kontext der »englisch deutschen Literaturbeziehungen« Oppel (1971 : 8).
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437