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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 265 -
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Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 265 von kultureller Vielfalt zu kultureller Differenz eingefordert wird (Csáky 2002c : 44). Die Berührungspunkte zu einer postkolonialistischen Auffassung von Kul­ tur als Grundlage für die Betrachtung einer habsburgischen Geistesgeschichte sind hier offensichtlich : Der Blick auf die Monarchie als Kolonialmacht impli­ ziert die Frage nach den ihr inhärenten Dominanzverhältnissen und daraus re­ sultierend nach der ständigen Neuverortung ihrer in heterogenen Lebenswelten agierenden Subjekte (vgl. Ruthner 2002b : 46). Die Autoren der hier skizzierten methodischen Zugänge sind sich darin ei­ nig, dass die um die Jahrhundertwende einsetzende Hochblüte des geistigen und kulturellen Lebens unter anderem im Liberalismus und in einem aufstrebenden Bürgertum, das seinen sozialen Aufstieg nicht zuletzt einer liberalen Politik ver­ dankt, zu verorten ist. Die »Modernisierung«, die sich in einer zunehmenden Ausdifferenzierung der Produktionsweisen und einer daraus resultierenden Seg­ mentierung der Gesellschaft äußerte (Csáky 2002a), stellte in verstärktem Maße traditionelle Gesellschaftsstrukturen infrage und führte zwar zu einer dynami­ schen wirtschaftlichen Entwicklung, ließ jedoch gleichzeitig krasse soziale Ge­ gensätze entstehen bzw. schrieb diese fest.225 Die auf die Städte der Monarchie ausgerichteten Migrationsbewegungen trugen zur Verstärkung sozialer Span­ nungen bei und führten zusätzlich zur Schaffung hybrider Befindlichkeiten, die für die Konfiguration der Monarchie charakteristisch wurde. Csáky argumen­ tiert, dass diese Prozesse in ihrem Zusammenspiel auch eine anspruchsvolle Öf­ fentlichkeit auf den Plan riefen, die eine differenziertere Argumentationsweise von Kunst­ und KulturproduzentInnen verlangten (ibid.). Unterstützt wurden diese Forderungen durch verschiedene allgemein wirtschaftliche bzw. gesetzli­ che Entwicklungen wie eine Lockerung der der Zensur folgenden Gesetzge­ bung, die Liberalisierung des Buchmarkts, Verbesserungen in der Buchdruck­ kunst, den Aufstieg des Journalismus oder die Kunst­ und Literaturförderung. Die Konzentration dieser heterogenen und in sich widersprüchlichen Kon­ stellationen fand sich in Wien, dem unwidersprochenen Zentrum der Macht – »Wien war mehr als nur die Hauptstadt des Habsburgerreiches, Wien war ein Geisteszustand« (Johnston 1974 : 127) –, wo die Akkumulation von Kapital und Verwaltung zu vielfachen Abhängigkeits­ und Vergünstigungsverhältnissen führte. Hier standen einander ein reges künstlerisches und intellektuelles Leben, das sich auch in architektonischer Pracht äußerte, und die sozialen Probleme in 225 Mommsen spricht in diesem Zusammenhang von einer »Monarchie der Gegensätze« (Momm­ sen 1985 : 10). Siehe die Zusammenhänge zwischen sozialen Spannungen und kultureller Hoch­ blüte auch in Fuchs (1996).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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