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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
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268 Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen nachhaltig prägte, als es zwar vordergründig durchaus auf individueller Reise­ bzw. Fremderfahrung beruhte, in der Folge jedoch zu einem Symbol universell­ menschlicher Erfahrung stilisiert wurde und damit in eine Modellfunktion für nachfolgende Italienerfahrungen mutierte. Damit einhergehend entstand ein Mythos, der reale Zustände verdeckte und »Italien« als idyllisches Paradies er­ scheinen ließ. Daran änderten auch zeitgenössische Reisebeschreibungen wie der Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 (1803) von Johann Gottfried Seume (1763–1810) nichts, die – wie Seume aus der Fußgängerperspektive – die Kehr­ seiten des überlieferten Italienbildes schildern. Wie der Historiker Fritz Fellner in seiner Charakterisierung des Italienbildes der österreichischen Publizistik und Geschichtswissenschaft konstatiert, handelte es sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beim Italienbild des in den Alpen­ und Donauregio­ nen der Habsburgermonarchie lebenden »Bildungsbürgers« um das »›Erlebnis‹ des vergangenen Italiens, um die Begeisterung für Antike und Kunst« (Fellner 1982 : 121) – ein Bild, das gerade durch Goethes Italienische Reise festgeschrie­ ben wurde. Der Frage, ob diese – vorrangig von außen konstruierten – verklärten Perspektiven oder die von Feindbildern und Klischees gezeichneten Wahrneh­ mungen, die sich im Zuge der Herausbildung des italienischen Nationalstaa­ tes in Form von politisch­ ideologischen Auseinandersetzungen manifestierten, schließlich die Oberhand gewinnen, ist im Rahmen der Studie italienisch­ deut­ scher Übersetzung nachzugehen.228 Zur Diskussion kultureller Handlungen, die aus den vielfältigen »italienisch«–»österreichischen« Berührungsmomenten resultieren und in der Folge auf den Übersetzungstypus der polykulturellen Translation beschränkt werden, erscheint es deshalb unter der Berücksichtigung des Entstehungsraumes dieser translatorischen Tätigkeiten – vorrangig urbane, deutschsprachige Zentren der Habsburgermonarchie – angezeigt, in einem ers­ ten Schritt die italienische Präsenz in diesen Zentren zu beleuchten, bevor auf die intellektuellen Austauschbeziehungen zwischen dem deutsch­ und italie­ nischsprachigen Raum als mehr oder weniger unmittelbare Voraussetzung für die Entstehung von Übersetzungen eingegangen wird. Der Anteil an Italienischsprachigen in der Habsburgermonarchie divergierte je nach Zugehörigkeit der Reichsteile ; bis 1859, also bis zum Anschluss der Lombardei an das Königreich Italien, bildete die italienischsprachige Bevölke­ 228 Auf einzelne Fragen wie Klischeebildung – vgl. etwa »Machiavelli­ Klischee« Wandruszka (1975b : 23f.) oder die Sicht von Italienern als »Katzelmacher« Mais (1957), Wandruszka (1975b : 25ff.) –, deren Bedeutung für die Formierung dieser Wahrnehmungen nicht zu unterschätzen ist, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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