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Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 271 -
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 271 von Seidentuch für Draperien, Teppiche, Kleider u.a. für die Ankurbelung des Gewerbes einsetzte. Wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Wien rund 3.000 Seidenwebstühle gezählt, waren es 1913 bereits 15.873. Die Wiener Seidenwe­ ber bezogen ihren Rohstoff vorrangig aus den Seidenraupenzuchtgebieten in Norditalien und Südtirol, was teilweise – wie auch bei den Rauchfangkehrern – zur Bildung bedeutender Netzwerke zur »Nachwuchsbeschaffung« aus diesem Raum beitrug (Steidl 2003 : 137, 174, 286 und Ricaldone 1986 : 138).234 Was die Präsenz von italienischen Baumeistern, Dichtern oder Musikern an­ belangt, so gibt Luisa Ricaldone (1986) detailliert Hinweis auf das »italienische Wien«. Sie weist in erster Linie auf die Arbeiten der Stadtarchitekten hin, die der Wiener Innenstadt im 16. und 17. Jahrhundert eine bestimmte Prägung ver­ liehen und doch nicht an die Ausdruckskraft der italienischen Renaissance an­ schließen konnten – in den meisten Fällen handelt es sich trotz hervorragender Leistungen (siehe etwa Pietro Ferrabosco, Francesco de Pozzo oder Giovanni Battista Carlone) bestenfalls um gut gemeinte Nachahmungsversuche. In der Malerei und Bildhauerei legte die geistliche und weltliche Herrschaft in Wien vor allem nach den Türkenkriegen großen Wert auf Prachtentfaltung und vergab zahlreiche Aufträge an italienische Künstler. Die Hofpoeten, offizielle Dichter des Hauses Habsburg, waren ein sehr begehrtes Amt, das während der gesam­ ten Dauer seiner Einrichtung nur von Italienern eingenommen wurde, darunter Apostolo Zeno und Pietro Metastasio. Auch die Librettisten genossen hohes Ansehen und waren am Hof des 18. Jahrhunderts gerne gesehene (Dauer­ ) Gäste, aus deren Begegnung mit den Komponisten bahnbrechende Werke her­ vorgingen ; als Beispiele seien der Don Giovanni von Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart genannt235 oder Orpheus und Euridike von Ranieri de Calzabigi und Christoph Willibald Gluck. Die Einflüsse der italienischen auf die österreichische Musik waren insgesamt besonders ausgeprägt : Im Laufe 234 Auch die Erdarbeiter waren Teil des MigrantInnenstroms in die Monarchie ; ihre Anwesenheit war jedoch saisonal bedingt. Viele Vorarbeiter in den großen Bauvorhaben der Semmeringbahn oder der Donauregulierung fungierten auch als Dolmetscher, da die meisten Arbeitskräfte kein Deutsch sprachen (vgl. Steidl 2009 : 32). 235 Sonja Puntscher­ Riekmann weist der Zusammenarbeit von Da Ponte und Mozart zu Recht eine hohe Bedeutung zu und bezeichnet sie als »letzte[n] kulturelle[n] Höhepunkt [von] Transnatio­ nalität« ; des Weiteren sieht sie sie als »deutsch­ italienische Symbiose, die einen flüchtig Macht und Wert von Multikulturalität ahnen läßt. Dieser außergewöhnliche Augenblick ist […] das Ergebnis […] eines Klimas kultureller Offenheit und Grandezza, des selbstverständlichen in­ tellektuellen Austausches, einer ›gemeinsamen‹ Sprache und Rhetorik, die eine politische Basis hatte« (Puntscher­ Riekmann 1992 : 145f.).
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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