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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 279 -
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Österreichisch-italienische Wahrnehmungen 279 Literatur im Italienischen – ungleich stärker vertreten sind. Eine diesbezügliche Zäsur ist erst nach 1945 verortbar (vgl. Schmidt­ Dengler/Reitani 1992 : 173). Die hier dargelegten vielschichtigen Austausch­ bzw. auch Assimilationspro­ zesse über verschiedene soziale Schichten hinweg spiegeln die wechselseitigen historischen Beziehungen zwischen »Österreich« und »Italien« deutlich wider. Je stärker die historischen Kontakte, desto intensiver die Austauschprozesse – und desto größer die jeweiligen Konfliktpotenziale.246 So ergab sich etwa eine Intensivierung der diesbezüglichen Transfers mehr oder weniger zwangsläufig im Laufe des 18. Jahrhunderts mit der sukzessiv voranschreitenden Herrschaft der Habsburger über »italienische« Gebiete. Diese Beziehungen waren zum ei­ nen auf funktionaler Ebene durchaus positiv bestimmt, wie etwa die Tätigkeit der Seidenweber oder Schokoladenerzeuger in Wien (Ricaldone 1986 : 138f.) oder auch die im militärischen, diplomatischen und administrativen Dienst des Kaisers stehenden italienischen (adeligen, später zunehmend bürgerlichen) Beamten unter Beweis stellten (vgl. Schrattenecker 1995 : 103). Die weit zu­ rückreichenden politischen Spannungen zwischen den »tedeschi« – ein Begriff, der sich insgesamt auf »deutschsprachig« bezog und Deutsche und Österreicher ebenso bezeichnete wie Schweizer oder sogar Holländer – und der »italianità«, die durch den Prozess der nationalen Bewusstwerdung der Italiener dramatisch verschärft wurden, verfestigten jedoch andererseits zusehends zahlreiche Vorur­ teile, die über lange Zeit hinweg ein friedliches Zusammenleben erschwerten. Berghold macht den traditionellen »Mentalitätenkonflikt«, der den (deutsch­ ) österreichisch­ italienischen Beziehungen grundsätzlich zugrunde zu liegen scheint, an dem Gegensatzpaar »Disziplin – Spontaneität« fest und weist ersterer Kategorie in teilweise realistischer wie auch in klischeehafter Weise die Eigen­ schaften Verlässlichkeit, Ordnungsbewusstsein, Leistungsfähigkeit, aber auch Sturheit, Gefühlskälte oder Vorschriftshörigkeit zu, zweiterer Improvisierfähig­ keit, Kontaktfreudigkeit, künstlerische Kreativität, aber auch Unzuverlässigkeit, Verantwortungslosigkeit oder Korruptheit (Berghold 1999 : 33f.). Im Zuge der nationalen Bewusstwerdung der Italiener wurde den Österreichern zusätzlich der Vorwurf des Stolzes und der Grausamkeit gemacht – das (deutsch­ )habs­ burgische »Barbarentum« war damit endgültig besiegelt und nach der Grün­ 246 Ehmer und Ille (2009 : 10) orten – bezogen auf die Präsenz italienischer Kultur in Wien – die »Ausblendung der Besonderheiten und Folgen der historischen Sprach­ und Kulturkontakte« zahlreicher Migrationsgruppen, allen voran Maurer, Wanderhändler und Kleinhandwerker, die im 19. Jahrhundert zur Realisierung großer Bauvorhaben nach Wien kamen. Auf diese »Beson­ derheiten und Folgen« wird in der Folge genauer eingegangen.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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