Seite - 287 - in Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Bild der Seite - 287 -
Text der Seite - 287 -
Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 287
Theoretiker Arturo Labriola und Enrico Ferri (publiziert in Leipzig und Berlin)
sowie zahlreiche Texte zum Verhältnis von Staat und Kirche, eine Frage, die
vor allem nach der Auflösung des Kirchenstaates 1871 die Publizistik bewegte
(Carlo Curci, Raffaele Mariano oder Marco Minghetti).
Die Übersetzungen italienischsprachiger Reisebeschreibungen setzen (mit
einer Ausnahme, 1855) im Jahr 1880 ein und werden kontinuierlich bis zum
Jahr 1910 fortgeführt. Eine Publikationspolitik ist auch in diesem Genre nicht
zu verzeichnen, allerdings fällt auf, dass von 23 Texten nur ein einziger in der
Habsburgermonarchie erschienen ist (De Amicis, Marokko, 1883). Zahlenmäßig
ist Edmondo de Amicis mit 6 Übersetzungen am stärksten vertreten, von denen
ein Text in Mehrfachübersetzung vorliegt (Skizzen aus dem Soldatenleben, 1885
und 1897), von Marco Polo sind 4 Texte im Korpus inkludiert, von Gino Berto
lini 3 Übersetzungen. Die Hälfte dieser Texte sind Berichte über außereuropä
ische Reisen. Auffallend ist, dass als Autoren ausschließlich Männer auftreten,
die Texte jedoch zu 25 % von Frauen übersetzt wurden, wobei insgesamt 6 Texte
keine ÜbersetzerInnen Nennung aufweisen.
Weitere Übersetzungen liegen vor aus den Bereichen Jurisprudenz (9 Ü, da
von 3 des Klassikers Über Verbrechen und Strafen von Cesare Beccaria), Militär
wesen (6 Ü, davon 4 von Raimondo Montecuccoli), Wirtschaft (5 Ü), Sozialkri
tik (6 Ü), Sport (5 Ü, mit Schwerpunkt Fechtkunst) und Parapsychologie (18 Ü).
Die nachstehende Auswertung dieser Daten konzentriert sich darauf, die ge
samte Übersetzungsproduktion italienischer Texte im deutschsprachigen Raum
nach verschiedenen Parametern zu erarbeiten und damit ein umfassendes Bild
der diesbezüglichen Transfers zu entwerfen. Zunächst wird in einem Vergleich
der einzelnen Länder versucht, die verschiedenen Verhältnisse der Überset
zungsproduktionen darzustellen, bevor im Speziellen auf die diesbezügliche
Übersetzungssituation in der Habsburgermonarchie eingegangen wird.
Die Gesamtproduktion an Übersetzungen italienischer Texte ins Deutsche
(siehe Grafik 12 ; Produktionsländer : Deutschland, Habsburgermonarchie,
Schweiz und Italien) beträgt in absoluten Zahlen 1.741 Werke. Die relativ kon
tinuierlich verlaufenden Zahlen bis zum Jahr 1875 (durchschnittlich ca. 14–16
Publikationen pro Jahr) erfahren im Jahr 1876 durch die Auswertung eines
in Giessen erschienenen medizinischen Sammelbandes (26 von insgesamt 42
Publikationen = 62 %) einen enormen Aufschwung und pendeln sich danach
auf eine jährliche Produktion von etwa 20 Werken ein. Die zweite steil nach
oben verlaufende Kurve in den Neunzigerjahren ist auf die Veröffentlichung von
insgesamt 10 Übersetzungen eines Autors (Guglielmo Ferrero) in der Wiener
Zeitschrift Neue Revue im Jahre 1894 zurückzuführen ; zusätzlich erschienen in
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die vielsprachige Seele Kakaniens
- Untertitel
- Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
- Autor
- Michaela Wolf
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78829-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 442
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Dankesworte 11
- Einleitung 13
- Erstes Kapitel
- Zweites Kapitel
- Drittes Kapitel
- Viertes Kapitel
- Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
- »Habitualisiertes Übersetzen« 90
- »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
- Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
- Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
- Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
- Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
- Kriegsministerium 165
- Fünftes Kapitel
- Sechstes Kapitel
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
- 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
- Positionierungskämpfen 208
- »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
- Siebtes Kapitel
- Achtes Kapitel
- Neuntes Kapitel
- 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
- Zehntes Kapitel
- Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
- Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
- Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
- Tabellen 392
- Grafiken 393
- Abkürzungen 393
- Literaturverzeichnis 394
- Quellen 394
- Sekundärliteratur 396
- Sachregister 434
- Personenregister 437