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Geschichte
Vor 1918
Die vielsprachige Seele Kakaniens - Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Seite - 307 -
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Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 307 Demnach ortet Kaindl den Grund für die fehlende Ausformung eines Über­ setzungsfeldes ähnlich wie Simeoni in den schwachen Positionen der einzelnen AkteurInnen und im generell schlechten Image von Übersetzung als sekundäre Tätigkeit. Folgerichtig geht auch er davon aus, dass Übersetzungen nicht in ei­ nem spezifischen Feld ausgehandelt bzw. angefertigt werden, sondern im jewei­ ligen Feld, aus dem es auch rezipiert wird (ibid.: 178).261 Die AutorInnen, die sich bisher am intensivsten mit der Frage nach der grundsätzlichen Existenz bzw. der Beschaffenheit eines »Übersetzungsfeldes« befasst haben, äußern somit zwar ihre diesbezüglichen Zweifel, unternehmen jedoch nicht den Schritt, ein alternatives oder ergänzendes Denkmodell zu kon­ zipieren, das den Übersetzungsprozess in die translationsrelevante Konzeptua­ lisierung von Bourdieus Feldtheorie zu integrieren vermag. Mit der Denkfigur des »Vermittlungsraumes« soll dieser Schritt gesetzt werden. Was im vorliegenden Zusammenhang – nicht zuletzt aufgrund seiner Kon­ textualisierung im Rahmen des Dritten Raum­ Konzepts – als ein solcher »Ver­ mittlungsraum« bezeichnet wird, ist freilich kein Raum, der, sobald ein Kultur­ produkt in ein Feld eingeführt ist, »spurlos« verschwindet ; ein wiederum durch neue Zusammenhänge entstehender Vermittlungsraum, in dem die AkteurIn­ nen stete Uminterpretationen vornehmen, stellt zwar bestehende Ordnungen infrage und lässt viele Kontextualisierungsmöglichkeiten offen, doch weist er auch zahlreiche Kontinuitäten oder Traditionslinien auf wie etwa stabile Selbst­ bilder, Referenzen auf Verortungen oder stereotype Zuordnungen und kann durchaus in bestimmte AkteurInnen­ und Ortsgebundenheiten eingeschrieben werden. Die folgende Studie verfolgt das Ziel, die wesentlichen Charakteristika des hier grob skizzierten »Vermittlungs­ /Übersetzungsraumes« deutschsprachiger Übersetzungen aus dem Italienischen für den Zeitraum zwischen 1848 und 1918 zu konkretisieren. Dazu werden in einem ersten Schritt, gleichsam als Vor­ Arbeit, die Paratexte dieser Übersetzungen untersucht, um unter anderem fest­ 261 Auffallend ist, dass keiner der Autoren trotz ihrer wiederholt postulierten Gleichsetzung von »Feld der Übersetzung« mit »literarischem etc. Feld« auf die von Pierre Bourdieu aufgezeigte Möglichkeit zurückgreift, ein »Subfeld« für die Verortung von Übersetzungen anzudenken. Ein Sub­ oder Unterfeld entsteht laut Bourdieu durch die Spezialisierung von AkteurInnen, die spe­ zifische Interessen für den Kampf um einen neuen Einsatz entwickeln. Ein Beispiel dafür könnte das im Laufe des 19. Jahrhundert französische autonomisierte Kunstfeld sein, von dem sich Un­ terfelder wie das der Malerei oder der Bildhauerei absondern (vgl. Papilloud 2003 : 60). Die Eta­ blierung eines Subfeldes setzt somit ähnliche strukturelle Bedingungen voraus wie ein (Haupt­ ) Feld und ist aus diesem Grund für die Konstruktion eines »Übersetzungsfeldes« nicht zutreffend.
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Die vielsprachige Seele Kakaniens Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die vielsprachige Seele Kakaniens
Untertitel
Übersetzen und Dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918
Autor
Michaela Wolf
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78829-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
442
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Dankesworte 11
  2. Einleitung 13
  3. Erstes Kapitel
    1. Zur soziologischen Verortung von Translation 19
      1. 1. Wissenschaft und Gesellschaft im Kontext von Translation 19
      2. 2. Translationswissenschaft : »going social« ? 22
  4. Zweites Kapitel
    1. K.(u.)k. »going postcolonial« 25
      1. 1. Die Verortung der »habsburgischen Kultur« 25
      2. 2. Der »cultural turn« und seine Folgen 35
      3. 3. Übersetzung als Beitrag zur Konstruktion von Kulturen 40
      4. 4. Das Konzept der »kulturellen Übersetzung« 45
      5. 5. Der Versuch einer Übersetzungstypologie 54
    2. »Polykulturelle Kommunikation und Translation« 54
    3. »Transkulturelle Translation« 58
  5. Drittes Kapitel
    1. Das habsburgische Babylon 62
      1. 1. Die kakanische Variante der Multikulturalismus­ Debatte 62
      2. 2. Zählt der Staat Häupter oder Zungen ? 67
      3. 3. Sprachpolitik zur »Annäherung der Volksstämme« 73
      4. 4. Die »Vielsprecherei« auf dem Buchmarkt 77
  6. Viertes Kapitel
    1. Die translatorische Praxis in der »großartigen Versuchsstation« der Habsburgermonarchie 87
      1. 1. »Polykulturelle Kommunikation« 87
    2. »Habitualisiertes Übersetzen« 90
    3. »Institutionalisiertes Übersetzen« 103
      1. 2. »Polykulturelle Translation« 119
    4. Kontakt zwischen Behörden und Parteien 120
    5. Dolmetschen und Übersetzen bei Gericht 128
    6. Die Übersetzung von Gesetzestexten 142
    7. Translationstätigkeit im Ministerium des Äußern und im
    8. Kriegsministerium 165
      1. 3. Die Ausbildung von Dragomanen 179
      2. 4. Der kulturkonstruierende Beitrag der Translationspraxis 188
  7. Fünftes Kapitel
    1. Theoretischer Aufriss eines habsburgischen »Übersetzungsraumes« 194
  8. Sechstes Kapitel
    1. »Prompt, zu jeder Tageszeit« : der private Übersetzungssektor 202
      1. 1. Institutionalisierungstendenzen privater Übersetzung 202
      2. 2. Der private Übersetzungssektor als Schauplatz von
    2. Positionierungskämpfen 208
  9. Siebtes Kapitel
    1. Der »Nutzen fürs geistige Leben« : Übersetzungspolitik in der Habsburgermonarchie 216
      1. 1. Regelnde Faktoren einer Übersetzungspolitik 217
    2. Zensur 218
    3. Urheberrechtsfrage 220
    4. Konzessionspflicht 221
      1. 2. Staatliche Kultur­ und Literaturförderung 222
      2. 3. Literaturpreise 225
  10. Achtes Kapitel
    1. »Übersetzen am laufenden Band«. Eine Übersetzungsstatistik 236
      1. 1. Einzeldaten der Übersetzungsbibliografien 240
    2. »Polykulturelle Translation« 240
    3. »Transkulturelle Translation« 243
      1. 2. Gesamtauswertungen 246
      2. 3. Übersetzen zwischen Sucht und Entwöhnung 257
  11. Neuntes Kapitel
    1. Der Vermittlungsraum italienischer Übersetzungen 263
      1. 1. Österreichisch­ italienische Wahrnehmungen 266
      2. 2. Italienische Übersetzungen im deutschsprachigen Raum 281
      3. 3. Die Metamorphosen des »Übersetzungsfeldes« 298
    2. Soziale Felder und ihre Funktionsregeln 299
    3. Die Dynamisierung der bourdieuschen Felder 303
    4. Paratexte – das »Beiwerk des Buches« 308
    5. Der habsburgische Vermittlungsraum 336
  12. 4. Folgerungen aus der Rekonstruktion des »translatorischen
    1. Vermittlungsraumes« 359
  13. Zehntes Kapitel
    1. Der Vielvölkerstaat als Interaktionsfeld von Übersetzungsleistungen – Schlussbetrachtungen 362
    2. Verzeichnis der in der Habsburgermonarchie erschienenen Übersetzungen Italienisch – Deutsch 1848–1918 378
    3. Verzeichnis der Tabellen, Grafiken und Abkürzungen 392
    4. Tabellen 392
    5. Grafiken 393
    6. Abkürzungen 393
    7. Literaturverzeichnis 394
    8. Quellen 394
    9. Sekundärliteratur 396
    10. Sachregister 434
    11. Personenregister 437
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